2014-10 UZ-01 Grenze Usbekistan

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Montag, 06.10.2014
Wir sind mächtig aufgeregt vor dem Grenzübertritt. Wir haben so viele komische Sachen über Usbekistan gehört, dass wir nun völlig verunsichert sind. Das hat ja schon beim Visumsantrag angefangen, als man bei der Spalte “Beruf” nur zwischen folgenden Optionen auswählen konnte: „Housewive temporarily not workings” (genauso geschrieben); “Chief Diplomate; Religious Leader; Sportsmen“. Wir hatten uns dann für “Sportsmen” entschieden, obwohl eigentlich auf uns alle die Hausfrauen-Option besser gepasst hätte. Wenn sie uns also nun an der Grenze ins Kreuzverhör nehmen und fragen, was für Sportler wir denn seien, haben wir uns schon mal die Antworten zurechtgelegt:  „Timbersport“ für Heppo, und ich schwanke noch zwischen „Curling“ und „Modern Dance“.

Die usbekische Grenze sieht sehr beeindruckend aus: Schickes neues Stahltor, Triumphbogen, Desinfektionsbad, Blumenbeete, Röntgenwagen und Abfertigungshalle. Davon können die Kirgisen und Tadschiken nur träumen. Und letztendlich ist alles nur halb so wild. Unser Auto wird nicht geröngt, sondern darf gleich ein Stück weiterfahren. Dann müssen wir zuerst zur Passkontrolle. Irgendwas stimmt mit der Farbe unseres Visums nicht. Der Beamte schaut skeptisch und ruft mehrere Kollegen zur Beratung hinzu. Dann passt es aber doch.

In die Zollerklärung muss man sämtliche Devisen und Wertgegenstände eintragen. Da wir dafür nur vier Zeilen zur Verfügung, aber knapp 80 (!) elektronische Gegenstände an Bord haben, legen wir in Strebermanier eine vorab ausgedruckte Version bei. Dafür werden wir gelobt!

Außer uns sind nur zwei Berufslastwagenfahrer aus dem Iran da und circa zehn Fußgänger. Trotzdem dauert es eine Weile, da jeder (mit Ausnahme der  Fahrer) einen Bodycheck über sich ergehen lassen muss. Unser Fahrzeugschein wird akribisch abgetippt. Ohne zu verhandeln erhalten wir den sogenannten „Wremenja Wos“ für drei Monate ausgestellt,  d.h., unser Auto darf bis zu drei Monaten im Land verbleiben. Das ist immer gut, z.B. für den Fall einer größeren Panne.

Die Durchsuchung unseres Auto wird nur äußerst oberflächlich vorgenommen. Die Zöllner blödeln lieber mit meiner Gitarre herum und performen Pseudo-Punksongs. Einer fragt dann noch: „Do you have Heroin?“, worauf ich mit „Kakoi wapros!?!“, also „Was für eine Frage!“, antworte. Damit ist die Sache erledigt, und wir sind in Usbekistan.

Dienstag, 07.10.2014
Wir parken ein paar Kilometer hinter der Grenze am Dorfrand an einem Fluss. Heppo hat es übel erwischt, ein Margen-Darm-Infekt hat ihn in der Mangel. Er schafft es gerade noch so aus dem LKW zu springen. Und nun macht er die unangenehme Erfahrung, dass einen fremde Menschen ungeniert bei der Verrichtung intimster Tätigkeiten beobachten. Alles „normalna“, wird kommentiert. Wie erniedrigend! Ich schäme mich fremd und verstecke mich im LKW.

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Mittwoch, 08.10.2014
Wie durch ein Wunder geht es Heppo heute wieder besser. Ich hatte mich schon auf einen längeren Aufenthalt eingestellt, aber wir können weiter.

Die Landschaft ist ziemlich langweilig: Ackerflächen, Baumwollfelder, viele Ortschaften und Städte. Im Vergleich zu Tadschikistan ist Usbekistan – positiv ausgedrückt – sehr urban. Zum Teil ist es aber auch ganz hübsch, vor allem dort, wo es wieder bergiger wird. Aber ein dichter Nebel zieht auf und verweigert uns die Aussicht. Auch gut, dann parken wir halt unweit der Straße und machen es uns bei einem Fernsehabend gemütlich.

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Donnerstag, 09.10.2014
Schon seit Kirgistan sind Wassermelonen ein Verkaufsschlager. Es kann sich bei uns keiner vorstellen, in welchen Unmengen der Durstlöscher hier über den Ladentisch geht. An den Straßenrändern häufen sich die grünen Bälle, auf keiner Tafel dürfen sie fehlen, und an den abgelegensten Orten findet man ausgelöffelte Schalen. So wundert es uns auch nicht, dass auf diesem Markt mindestens 10 Lastwagenladungen „Arbusi“ verkauft werden. Der Absatz ist reißend. Aber da gibt es auch Granatäpfel, Nüsse, Obst und Gemüse aller Art, Gewürze, Eier und Brot. Für nur drei Euro erstehen wir mehrere Kilo Gemüse, Lorbeerblätter und Brot. So macht einkaufen Spaß.

Auf dem Warenmarkt stehen die Frauen Schlange bei den neuesten Stoffkreationen. Glitzer und wildgemusterter Samt sind “in”. Endlich gibt es auch mal traditionelle Kleidung zu kaufen. Der typische Männermantel mit Schärpe gleicht unserem Bademantel, nur weniger labbrig. Vergeblich versuche ich, Heppo zu einem Kauf zu überreden. Er mag aber partout nicht.

Circa 50 Kilometer vor Samarkand, kurz vor dem Tahtakaraca-Pass, finden wir einen Stellplatz zwischen eigenwillig geformten Felsen, die mich ein bisschen an den schönen Ort Tafraoute in Marokko erinnern. Ein bitterkalter Wind verleidet uns den Spaziergang durch das Steinlabyrinth. Es wird wohl wieder ein Fernsehabend.

Auch lesen: Usbekistan Info

Und das war zuvor: Dushanbe, Tadschikistan

4 Gedanken zu „2014-10 UZ-01 Grenze Usbekistan

  1. Ingo

    Euere Karte ist heute angekommen, danke ! Bin vollauf begeistert von Deinen Beschreibungen, und freue mich auf jede neue Seite. Gruß aus Rgbg. Sigi, Ingo und die alte Nudel Bishi

    1. admin_brit Beitragsautor

      Huhu ihr lieben Regensburger. Das freut uns, dass die Karte zu Euch gefunden hat und das Du, Ingo, ein so fleißiger Blogleser bist. Wie schön. Sehr liebe Grüße von uns allen aus Esfahan

  2. Affolter Gerhard & Sara

    Hallo ihr mittlerweile “nur” noch zwei
    Gespannt warten wir jeweils auf News von Euch, besonders wo ihr ja jetzt unseren Spuren in den Iran folgt!!!
    Berit, deine Reiseberichte lesen sich wie Butter! Es sind nicht nur Aufzählungen, Du schaffst eine Kombination von euren Erlebnissen, Menschen, Landschaft, Politik und ganz Alltäglichen Dingen. Wenn wir Deine Berichte lesen fühlen wir uns jeweils wieder mittendrin 🙂

    Machts gut und freut Euch auf den Iran

    Gerhard & Sara

    Seid Ihr über die M41 nach Dushanbe oder über Kulob? Und den Tunnel of Death habt ihr auch passiert?

    1. admin_brit Beitragsautor

      Hallo ihr Zwei,
      danke für den schönen Kommentar, freu!
      Wir sind über Kulob gefahren und haben keinen Tunnel of Death passiert.
      Hört sich ja gruselig an.
      Was ist denn das?
      Ganz liebe Grüße in die Schweiz. Würden uns freuen Euch mal wieder zu treffen.
      Bis bald, Berit und Heppo

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