2015-01 OM-05 Wadi Suwayh & Finns

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Donnerstag, 08.01.2015
Das Wadi Suwayh ist bisher das Schönste, wie wir finden. Unter einer Autobahnbrücke fährt man auf einer unausgeschilderten Schotterstraße in ein Tal hinein. Knapp 15 Kilometer geht es dann auf dieser Piste an Gumpen und Pools entlang, passiert idyllische Dörfer und Palmenhaine. Die eigentliche Attraktion liegt am Ende der Strecke, im Dorf Suwayh. Dort gibt es einen großen, länglichen Pool und einen Wasserfall, von dem aus man gut zehn Meter in die Tiefe springen kann. Hier findet sich jedoch kein geeigneter Stellplatz für unseren Laster. Daher parken wir circa zwei Kilometer vor dem Ort auf einem großzügig bemessenen Aussichtsplateau. Kein schlechter Platz! Zu Fuße der Plattform liegen ebenfalls ein kleiner Ort und ein paar grünblau glitzernde Becken, die zum Baden einladen.

Silvia und Christoph stoßen dazu. Sie wollten uns gerne noch einmal treffen. Mit einem Lagerfeuer und gegrilltem Fetakäse feiern wir unser Wiedersehen. Der (fast noch) Vollmond geht malerisch zwischen zwei Bergen in einer Senke auf.

Freitag, 09.01.2015
Eine Herde übermütiger Ziegenkinder erfreut uns am Morgen. Die Kleinen machen Luftsprünge und nähern sich unserem LKW. Ich nehme die Kommunikation auf. Leise meckere ich. Alle Köpfe wenden sich mir zu, und vielstimmig meckert es zurück. Es scheint so, als ob ich den richtigen Ton getroffen hätte. Sidi, Tierhasser, jagt die Neugierigen davon. Also, von mir und Heppo hat er das definitiv nicht :).

Mit Silvia und Christoph wandern wir flussaufwärts zum Dorf Suwayh und zum Wasserfall. Dort trennen sich unsere Wege. Die beiden müssen heute noch weiter, sie möchten andere Reisebekannte bei Muscat treffen. Wir wollen noch ein Stück laufen. Im Dorf haben wir bald eine Traube Kinder an unseren Fersen. Sie bellen unseren Hund an (ein wirklich nerviges Phänomen in den muslimischen Ländern, das sich leider nicht nur auf Kinder beschränkt). Sidi reagiert stoisch und lässt sich nicht aus der Fassung bringen. Hier glückt die artübergreifende Kommunikation offensichtlich nicht.

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Echt typisch Omanis: Fahren bis nix mehr geht!

Echt typisch Omanis: Fahren bis nix mehr geht!

Samstag, 10.01.2015
Heppo will noch einmal in die Schlucht. Ich begleite ihn. Er möchte heute noch weiter gehen als gestern. Angeblich warten dort weitere Pools und Wasserfälle. Allerdings ist es nicht so einfach, bis zu ihrem Ende zu gelangen. Man muss “fortgeschritten” klettern und schwimmen können. Für den Hund ist die volle Tour jedoch unmöglich, er kommt einfach nicht auf die großen, runden Felsbrocken hinauf – eine tolle Ausrede für mich, um nach ein paar Stunden wieder umzukehren. Dafür bade ich ausgiebig in jedem Pool, den ich unterwegs sehe. Sidi schwimmt wie ein Weltmeister. So bin ich auch gute vier Stunden unterwegs (Heppo an die sieben Stunden!).

Sonntag, 11.01.2015
Schweren Herzens verabschiede ich mich von den Miniziegen. Am liebsten würde ich eine (oder alle) mitnehmen. Die sind einfach zu süß! Schade, dass die nicht immer so putzig bleiben werden.

Wir sagen auch Leb’ wohl zum schönen Wadi und starten den Motor. Weiter geht es. Auf unserer Route nach Süden liegt das sogenannte Sinkhole auf dem Weg. Ich finde das Drumherum etwas abschreckend. Das Gelände ist eingezäunt (aber Eintritt frei), und ein lieblos angelegter, halb vertrockneter Park umgibt die Doline. Auch der Besucherandrang ist relativ groß. Das Sinkhole selbst ist einfach ein großes Loch im Boden, das durch Auswaschungen im Gestein entstanden ist. Darin hat sich Salzwasser angesammelt, das herrlich klar ist und von smaragdgrüner Farbe. Treppen mit ungesundem Schrittmaß führen nach unten. Dort treffen wir Doktoranden der Geologie aus Australien (der Oman ist anscheinend ein interessantes Forschungsobjekt) und einen ungarischen Motorradfahrer, der weiter nach Indien (per Schiff) will. Mit diesen Reisenden unterhalten wir uns sehr nett.

Ein englisch sprechender Vater mit schweigsamer Frau und zwei aufgeweckten Kindern verleidet mir aber dann den Aufenthalt. Alle zwei Sekunden maßregelt er seinen Nachwuchs auf wirklich unangenehme Weise, mit verschnupfter und leidender Stimme: “Marcus, mind you language!“… “Marcus, mind your step!”… “Celine, be careful in the water“ und so weiter, und so fort. Dabei sind die Kinder echt gut drauf. Sie ignorieren den mäkelnden Vater auf erfreulich abgeklärte Weise. Mir ist der Aufenthalt auf jeden Fall vergangen; ich werde umkehren, zurück zum Laster gehen. Heppo will noch eine Runde schwimmen. Wenig später holt er mich wieder: „Berit, du musst unbedingt mitkommen und mit mir in der Doline schwimmen.“ Seufzend gehe ich mit – und es ist wirklich ein Erlebnis! Angesichts der vielen Touristen fühlt man sich allerdings ein bisschen wie auf einer Bühne, nicht jedermanns Sache. Heppo springt noch wagemutig von einem Felsvorsprung ins Wasser. Arschbombe! Er bekommt sogar Applaus vom „Publikum“. Beim Verlassen der Doline bemerken wir zwei Italiener. Anscheinend ist heute der Tag der verblödeten Eltern. Die beiden filmen ihren im Wasser strampelnden und keuchenden Jungen mit zwei baugleichen Handys – auch noch aus derselben Perspektive. Wer soll sich denn dieses irre spannende Video bitte einmal anschauen? Und dann auch noch doppelt… Aber wahrscheinlich bin ich jetzt bös’ – von daher…

…THEMENWECHSEL:
Südlich von Finns soll es einen Strand geben, mit tollen Schnorchelgelegenheiten (O-Ton unseres Off-Road-Führers: …snorkelling is superbe…). Die omanische Küste zeigt hier mit schroffen Felsklippen ein bisher unbekanntes Gesicht. Das Meer ist ziemlich wild und grün vor Algen. Ob ich hier morgen schnorcheln werde? Das weiß ich noch nicht. Dafür kann man von den Klippen aus Schildkröten beobachten, die zu Hauf im Meer schwimmen und ab und zu ihre Köpfchen an die Oberfläche strecken. Nach Sonnenuntergang übertrifft sich der indische Ozean mit grandiosen Leuchteffekten selbst. Ganze Wellenkämme und Gischtberge leuchten in Neongrün und -blau. Was es nicht alles gibt – auf dieser wundersamen Welt!Bild-4897

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Montag, 12.01.2015
Schnorcheln macht heute keinen Sinn. Der Wellengang ist zu hoch. Dafür bin ich hellauf begeistert, als ich gleich am Morgen eine komplette Adlergroßfamilie beobachten kann. Nur wenige Meter von unserem Fahrzeug entfernt sitzen sie auf einem Felsen und blicken in die Ferne. Den ganzen Tag ziehen sie über uns ihre Kreise. Ich zähle mindestens sieben Stück, drei Jungvögel mit grauem Federkleid und vier erwachsene Vögel.

Nachts kriechen Krabben zu Hauf über die Felsen. Sie lassen sich auch vom Licht unserer Taschenlampen nicht beeindrucken. Mit ihren Scherenhänden zupfen sie Algen (?) vom Stein und nehmen auf diese Weise sehr vornehm ihr Abendessen zu sich. Bon Appetit!

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Dienstag, 13.01.2015
Die Sonne macht sich rar, das erste Mal, seit wir im Oman sind. Dicke, graue Wolken hängen schwer am Himmel. Regnen will es aber trotzdem nicht. Es weht eine kräftige Brise, und die Wellen wogen besonders hoch.

Die Adler sind immer noch da.

Bei einem Spaziergang über die Klippen werden wir Zeugen eines interessanten Phänomens. Das Meer hat das poröse Gestein so stark unterspült und ausgehöhlt, dass an manchen Stellen der Wind von unten nach oben durch den Felsen fahren kann. Dann pfeift, heult und stöhnt es herzzerreißend aus Ritzen und Löchern am Boden. Huhu!

Weiter lesen: Wadi Shab & Sur
Und das war vorher: Sidi hat Geburtstag!

5 Gedanken zu „2015-01 OM-05 Wadi Suwayh & Finns

  1. andreas

    Hallo Ihr Reiseleut!
    Nun sende ich euch einen lieben Gruss –
    Ach und sendet doch dem “Christian” äh, Matze
    einen kleines Huhu.
    der kleine gelbe benz

    1. admin_brit Beitragsautor

      Moin moin Andreas,
      freut uns von Dir zu hören. Wie geht es Dir? Und bist Du noch unterwegs? Wenn ja, wo? Matze ist mittlerweile in Laos unterwegs.
      Liebe Grüße zurück von den BuHuS!

  2. Carmen

    hahahahhaaaaa, unglaublich, der Tag der verblödeten Eltern… Ich kann mir diese Szenen soooo gut vorstellen. Ein Hammer… 😀 haha.

  3. Uwe Prange

    Hallo ihr zwei!
    Ich verfolge eure Reise schon von Anfang an- wirklich spannend und sehr toll geschrieben und erzählt!!
    Wir sind die Freunde des Monats November 2012 und begeben uns Anfang März für 6 Monate auf große Reise nach Marokko, Portugal und in die Pyrenäen. Euch noch eine schöne Zeit und eine gute Reise zurück!
    Liebe Grüße
    Uwe mit Maria, Tiago und Ivo

    1. admin_brit Beitragsautor

      Hallo Ihr,
      freut uns von Euch zu hören. Marokko. Immer schön. Sagt viele Grüße von uns und lasst es Euch gut gehen. Gute Reise!

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