2015-03 AR-03 Gyumri

_MG_7689 Fortsetzung, Freitag 27.02.2015 Abends kommen wir in der grauen Kleinstadt Gyumri an. Von der Polizei werden wir zu einem Stellplatz am zentralen Parkplatz geleitet. Auch ein Restaurant wird uns von den freundlichen Ordnungshütern empfohlen: Das „Slawjanski Dwor“ sei eine gute Adresse. Und tatsächlich, in dem gutbürgerlichen Restaurant kann man hervorragend und günstig eine mehrgängige Mahlzeit zu sich nehmen. Für 16 Euro bekommen wir je zwei Mal Suppe, Salat, einen gemischten Brotkorb, Pelmeni und Gyumri Bier vom Fass. Ein Highlight ist das offene WLAN Netzwerk am Marktplatz, mit dem wir – seit Monaten zum ersten Mal wieder – skypen können.

Links - halb hinter dem Baum verborgen legt der Hundefänger gerade seine Flinte an

Links – halb hinter dem Baum verborgen legt der Hundefänger gerade seine Flinte an

Wir fassen es nicht, hier wird scharf geschossen...

Wir fassen es nicht, hier wird scharf geschossen…

Der Hundefänger, sein Auto, toter Hund...

Der Hundefänger, sein Auto, toter Hund…

Samstag, 28.02.2015 „Auf keinen Fall dürfen wir Sidi hier auch nur eine Sekunde alleine vor unserem Auto laufen lassen. Ich bin mir sicher, die vergiften hier die Hunde. Die haben ja eine echte Plage.“ Diesen Satz sage ich – so ähnlich – gleich nach dem Aufwachen zu Heppo. Die ganze Nacht über hörten wir unzählige Hunde bellen, winseln und kämpfen. Wir haben schlecht geschlafen. Die Köter haben einen ziemlichen Radau veranstaltet. Wie um meine Worte zu bestätigen – wir sitzen gerade am Frühstück und blicken verschlafen in den Nebel vor unserem Fenster – hören wir kurz darauf einen lauten Knall. Wir trauen unseren Augen nicht. Mitten am Marktplatz – keine 50 Meter entfernt von unserem LKW – steht ein Typ im Tarnanzug, die Flinte im Anschlag. Ein Stück weiter liegt nun ein toter Hund. „Ich fasse es nicht! Der hat gerade den Hund erschossen! Die schießen hier scharf! Mitten am Markplatz!“ Wir sind entsetzt. Es ist wie im Comic. Nun fährt der Komplize des Hundefängers mit einem zerbeulten und schrottreifen Auto vor. Gemeinsam wuchten sie das Tier in den Kofferraum, der sich kaum schließen lässt (es ist wohl nicht das erste Opfer heute), und sie fahren durch den Nebel davon. Zurück bleibt eine blutigrote Schleifspur am grauen Asphalt. In der Ferne hören wir weitere Schüsse. Der Hundejäger fährt seine Runden. Noch zwei Mal werden wir Zeuge davon, wie – quasi vor unserer Nase – ein Hund erschossen wird. Unser Bitten, Flehen und Hupen bleibt ungehört. Der Hundejäger zuckt nur genervt mit den Schultern, legt das Gewehr an und drückt ab. Wenigstens ist er ein sehr guter Schütze. Die Tiere werden alle mit einem direkten Kopfschuss erlegt. Sie müssen nicht lange leiden. Gyumri, du elendes Kaff. Wir verlassen dich mit Ekel in unseren Herzen! _MG_7718 _MG_7708_MG_7719_MG_7720Wie ein Spiegel unserer Stimmung will sich der Nebel nicht lichten. Zäh klebt er sich an unsere Fersen (sprich Reifen), verfolgt uns, erscheint uns wie bei Michael Endes „Momo“ als Alles-Verschlingendes-Nichts. Die grauen Herren von der Zeitsparkasse sind die Hundefänger von Gyumri. Erst am späten Vormittag zeigt sich endlich die Sonne. Sie enthüllt tief verschneite Dörfer, über denen eine dunkle Smogglocke aus Kohlenrauch hängt. Außerhalb der Siedlungen ist die Luft aber glasklar. Man kann förmlich den Frost in der Luft sehen. Auch bei der Ausreise macht sich Armenien nicht gerade beliebt bei uns. Mussten wir bei der Einreise bereits über 70 Euro Steuern und Einfuhrgebühren zahlen, so knöpft man uns bei der Ausreise noch einmal 29 Euro ab. Echt ärgerlich! _MG_7757 _MG_7717 Weiter lesen: Durch Georgien Und das war vorher: Klöster in Armenien

2 Gedanken zu „2015-03 AR-03 Gyumri

  1. Manu

    Ich bin Fotografiestudentin und plane bald nach Georgien zu fahren. Dieser Beitrag hat mir sehr bei meiner Recherche geholfen, vielen Dank! Ich mag diese Unschärfe auf den Fotos hier, sie passt sehr gut zum Kontext.
    Liebe Grüße und weiter gute Fahrt!
    Manu

    1. admin_brit Beitragsautor

      Liebe Manu, danke für Dein Feedback. Das freut mich. Bitte beachten: Gyumri liegt in Armenien. Schöne Reise und gute Fotos, wünscht Berit

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