2014-05 LT-03 Puvociai & Rudnia


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Donnerstag, 15.05.2014
„Zeit für eine kleine Wanderung.“, denken sich Heppo und ich, und wir nehmen unseren Hund an die Leine, packen zwei Schokowaffeln, einen Apfel und zwei Flaschen Wasser ein.

Auf der Landkarte sind unweit von Puvociai in Rudnia drei grüne Sterne eingezeichnet: Hinter der Bezeichnung „Rudnios Cirkas“ vermuten wir keltische Steinkreise. Wir sind in esoterischer Entdeckerstimmung. Der Weg nach Rudnia ist nicht ganz einfach zu finden, ein Feldweg führt in den Wald hinein und verzweigt sich dann wiederholt, unsere Karte im Maßstab 1:200 000 kann uns da auch nicht mehr weiterhelfen. Mit Hilfe des GPS schlagen wir uns nach Süden durch. Jetzt sind wir schon zehn Kilometer gegangen und immer noch nicht am Ziel. Gerade als wir umkehren wollen, erscheint vor uns eine beschilderte Kreuzung im Wald. Rudnia zeigt es nach rechts. Bis dahin sind es aber noch einmal ca. zwei Kilometer hinab in eine Senke. Und plötzlich stehen wir in einem aus der Zeit gefallenen Dorf, mit vielleicht elf oder zwölf bunten und windschiefen Holzhäusern. Nicht mal eine richtige Schotterstraße führt dorthin. Kein Auto ist zu sehen und auch kein Mensch. Wir pausieren kurz unter dem Holzkreuz mitten im Ort und überlegen, wo nun diese Steinkreise sein könnten. Es ist ein bisschen schwierig, etwas zu suchen, von dem man gar nicht genau weiß, was es eigentlich ist. Plötzlich hält ein Kleinbus vor uns. Heraus steigen zwei Männer, die uns auch gleich in ein Gespräch verwickeln. Von den „Cirkas“ haben sie noch nie etwas gehört. Sie kennen aber jemanden, den sie fragen können.

Es wohnen also doch Menschen in diesem einsamen Nest. Und schon naht eine kleine Menschengruppe älterer Herrschaften. Eine davon ist eine Nonne, die gerade von der Krim geflohen ist, weil die Zustände dort so unerträglich seien (Lebensmittelknappheit, Unruhen etc.), erklärt uns eine rothaarige Dame in bestem Deutsch. Sie ist Übersetzerin und hat Deutsch und Schwedisch studiert. Sie ist sehr gesprächig und erzählt uns darüber hinaus, dass das gesamte Baltikum angesichts der Situation in der Ukraine Angst hat, dass Putin seinen Anspruch auf die ehemaligen GUS-Länder weiter ausdehnen wird und nun auch nicht vor dem Baltikum halt machen wird. Ihr Mann, ein wilder, weißhaariger Lockenkopf (Typ Althippie) kann ebenfalls sehr gut Deutsch und bietet uns sogleich an, uns eine Führung durch das Dorf zu geben.

Zuerst müssen wir die Galerie bzw. das Gedenkmuseum zu Ehren der Künstlerin Grazina Didelyte ansehen. Die Bilder der Künstlerin sind zum Teil sehr grafisch und abstrakt und zum Teil äußerst fein gezeichnete Radierungen in Postkartengröße, mit Motiven aus der Mythologie. Als ich Szenen aus der „Kalevala“ erkenne (Finnische Mythologie) ist das Paar sehr erfreut. Außerdem gibt es einen Zyklus zu Wasser, zu Erde, zum Menschenleben und zu Europa. Die Bilder sind so detailreich und zart, man könnte sie stundenlang ansehen. Vygandas, so der Name des weißhaarigen Mannes, verbringt nun sein Rentnerdasein mit der Pflege der Galerie und dem Schreiben von Büchern über Grazina Didelyte und ihre Werke.

Bei einer Führung durch den Garten bleiben wir vor einer erhöhten Feuerstelle stehen. Grazina, erzählt uns unsere Begleiterin, war eine moderne Heidin und vollführte zur Tag- und Nachtgleiche an diesem Ort Zauber und alte Rituale. Außerdem lernen wir, dass es in Rudnia besonders viele doppelstämmige Linden gibt. Wenn man vor den Linden meditiert und dann zwischen den Stämmen hindurch geht, kann man böse Gedanken und Krankheiten hinter sich lassen.

Und schließlich erfahren wir sogar noch, was es mit den „Cirkas“ auf sich hat. Es ist ein rein geographisches Phänomen. Viel zu sehen gibt es da nicht. Das Dorf liegt in einer Senke am Ufer des Flusses Skroblus – rundherum erhebt sich ein natürlicher ringförmiger Wall, wie ein Zirkus.

Steinkreise haben wir somit zwar nicht gefunden, aber eigentlich etwas viel besseres: Aussteiger und Vertreter der litauischen Intelligenzia in einem kleinen Dorf mitten im Wald, die die wunderschönen Bilder ihrer Freundin Grazina im öffentlichen Andenken halten. Jetzt müssen wir aber noch zehn Kilometer zurück gehen, und es ist schon halb acht abends. Gut, dass es hier bis zehn Uhr hell ist. Vygandas führt uns quer durch den Wald, vorbei an ehemaligen Schützengraben (wo einst Deutsche und Russen gegeneinander kämpften) zu einem Weg, der am Fluss Skroblus entlang führt. Zweieinhalb Stunden später, nach insgesamt gut 23 Kilometern und 1000 Höhenmeter (auf und ab) sind wir nach Sonnenuntergang wieder am LKW. Matthias hat sich schon Sorgen um uns gemacht. Aber wir sind sehr erfüllt von unserer Wanderung, dem Ort Rudnia und der Begegnung mit diesen aufgeschlossenen Menschen. Dank Pyramidenenergie fühlen wir uns auch kaum müde, sondern frisch und munter.

Freitag, 16.05.2014
Es regnet! Als es aufhört, wagen wir einen Spaziergang über eine Hängebrücke auf die andere Seite der Merkys. Auf einem einsamen Gehöft mitten im Wald bestellt ein gebeugtes Ehepaar sein Feld. Wir kommen ins Gespräch (Russisch) und der alte einäugige Herr mit Fliegermütze und dunkler Sonnenbrille erzählt, dass er 89 Jahre alt sei und ein ehemaliger Partisanenkämpfer.

Gerne würde er uns den Bunker in seinem Garten zeigen. Und tatsächlich befindet sich hinter seinem Haus ein Erdloch. Darin stehen Tische und Bänke, darauf eine alte Schreibmaschine, getippte Briefe, Blechteller mit Essensresten und Löffeln darin. Es sieht aus, als ob hier soeben noch jemand gearbeitet und gegessen hätte. Ich verstehe, dass er hier zusammen mit Deutschen aus Hamburg im zweiten Weltkrieg im Partisanenkrieg (gegen die Russen ?) gekämpft habe.

Wir folgen ihm ins Wohnhaus: In der einfach eingerichteten Stube ist ein kleines Gedenkmuseum eingerichtet. Alte Fotografien zeigen deutsche und litauische Soldaten. Überall liegen Magazine mit Bilderserien des Bunkers. Von der Wand lächelt der Partisane herab, umringt von weiteren Veteranen und seiner Familie.

Leider kennen wir uns viel zu wenig aus in der Geschichte. Aber durch Litauen müssen wohl einst die Grenzen des Großdeutschen Reiches verlaufen sein. Gab es da nicht so ein Nazilied „Von der Maas bis an die Memel…“?

Ich glaube, mal gelesen zu haben, dass die litauische Bevölkerung zumindest am Anfang die Anwesenheit der Deutschen sehr begrüßte, da sie sich Hilfe gegen Russland versprachen. Dann aber stellte sich schnell heraus, dass die Deutschen eigene Interessen verfolgten, es kam u.a. zu Massakern an Juden in Vilnius und anderswo. Ich werde das bei Gelegenheit besser recherchieren und die entsprechenden Infos nachliefern.

Wir verabschieden uns von dem alten Herren, und ich schreibe etwas Unverfängliches in sein Gästebuch. Wäre ja auch blöd, wenn ich im Gästebuch einer Pro-Nazi-Gedenkstätte voll des Lobes wäre. Aber interessant war es allemal und schließlich auch Teil unserer Geschichte. Der alte Mann geht zurück zum Feld, schnappt sich den Spaten und gräbt weiter Pferdemist in den sandigen Boden – Seite an Seite mit seiner Frau . 89 Jahre, nicht schlecht!

Weiter lesen: Merkine Pyramide 2