2014-11 IR-04 Tabas

Montag, 10.11.2014
Ein kleines Intermezzo mit der Polizei hält uns am Morgen etwas auf. Bei der obligatorischen Passkontrolle erscheint es dem Verkehrspolizisten so, als wäre Heppos Visum abgelaufen. Das ist aber nicht der Fall. Zur Erklärung: Für den Iran erhält man ein Einreisefenster von normalerweise drei Monaten. (Mir hat man liebenswürdigerweise vier eingetragen, Heppo aber nur drei). Dieser Zeitraum ist mit der irreführenden englischen Bezeichnung „Validity“, also Gültigkeit, angegeben. Ab der Einreise (es gilt der Einreisestempel) hat man dann 30 Tage Aufenthalt. Wenn man also am Ende des Fensters einreist, so sieht das dann für einen Dorfpolizisten so aus, als ob man illegal im Lande wäre.

Da die Verständigung schwierig ist, ziehen wir einen Passanten hinzu, der von sich behauptet, etwas Englisch zu können. Leider sind seine Kenntnisse doch eher begrenzt, und es dauert eine Weile, bis die Situation klar ist. Unser Dolmetscher schämt sich wegen seiner unzureichenden Fremdsprachenkenntnisse und bedeutet uns, einen Moment zu warten. Kurz darauf kommt er zurück und drückt uns ein gefrorenes Gockerl (Übersetzung: Hühnchen) in die Hand. Wir wundern uns schon gar nicht mehr. Sidi wird heute Abend ein Festmahl bekommen.

In Tabas gibt es nur eine Sehenswürdigkeit, den Barq-e-Golshan. Der kleine Palmengarten inmitten der Wüstenstadt, die Ende der 70er Jahre von einem Erbeben fast komplett vernichtet wurde, ist aber in unseren Augen nichts Besonderes. Das Bemerkenswerteste sind die drei Pelikane, die in der Parkanlage wohnen.

Heppo, der mir schon seit Anbeginn der Reise meinen Kommunikationsjob streitig machen möchte, genießt es übrigens förmlich, dass er als Mann nun zumeist der Ansprechpartner ist. Ich stehe neuerdings öfter zähneknirschend daneben und gebe die zurückhaltende Frau.

Dienstag, 11.11.2014
Circa 20 bis 30 Kilometer östlich von Tabas in den Bergen befinden sich die warmen Mineralquellen von Morteza Ali. Mit dem Auto fährt man durch den kleinen Ort Kherv (manchmal auch Khorv oder Khervan geschrieben) und landet schließlich in einer Sackgasse auf einem staubigen Parkplatz. Von dort hat man einen schönen Ausblick über eine Schlucht und auf Sandsteinformationen. Steile Treppen führen bergab. Entlang des ausgetrockneten Flussbetts, in dem zum Teil immer noch etwas Wasser rinnt, kann man circa drei Kilometer in die Schlucht hinein wandern. Es empfiehlt sich, entweder wasserdichte Wanderschuhe anzuziehen oder die paar Kilometer gleich in Flip-Flops zurückzulegen. Die Mineralquellen sind zum Teil lauwarm, zum Teil angenehm heiß, manche sprudeln wie Duschen aus dem Felsen. Richtig schwimmen kann man nur in wenigen kleinen Pools.

Ich fühle mich etwas dämlich, als ich mit Kopftuch, Leggings und Longsleeve ins Wasser springe. Aber sicher ist sicher! Und tatsächlich kommen genau in diesem Moment drei männliche Wanderer um die Kurve gebogen. Gut, dass ich so sittenkonform bade!

Wer sich noch etwas weiter in den schattigen Teil der Schlucht hineinwagt, wird mit einer besonderen Überraschung belohnt. Nach dem Klettern über unwegsame Felsen und dem Waten durch fast hüfttiefe Pools steht man vor einer alten Staumauer mit Rundbogen. Die Ursprünge dieses architektonischen Kunstwerks gehen auf die Mongolenzeit zurück.

Im sonnenbeschienenen Teil der Schlucht lässt es sich noch gut aushalten. Wir strecken die Füße ins Wasser. Kleine Fische knabbern an unseren Zehen. Das kitzelt! Schon geht der Tag zur Neige.

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Und das war zuvor: Boshruyeh