2014-07 KZ-04 Taldyqorghan


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Fortsetzung Sonntag, 13.01.2014

Kurz vor Taldyqorghan wartet schon die nächste Prüfung auf uns. Unsere Erlebnisse in Kasachstan kommen mir langsam vor wie Dante Alighieris Beschreibungen der Höllen: Wind und Kälte im Altai, messerstechende Lehrer, Sumpf und Einsinken am Alaköl, Feuer in der Steppe und Flucht, dazwischen immer mal wieder kleine Hindernisse in Form von Polizeischikanen. Was wird wohl noch auf uns warten?

Wie wäre es mit einem defekten Motor? Genau, das nehmen wir.
Denn wo kämen wir denn hin, wenn uns etwa langweilig würde?

Plötzlich gibt unser Motor laute, schlagende Geräusche von sich. Der Auspuff qualmt weiß. Erschrocken halten wir am Straßenrand. Keiner regt sich besonders auf, denn so langsam wissen wir gar nicht mehr, woher wir die Kraft dazu nehmen sollen. Es kommt viel zusammen: Der Schlafmangel, die Hitze (heute ca. 46 Grad) und natürlich die Erlebnisse der letzten Tage.
Konzentriert überlegen wir, wie weiter vorzugehen ist. Wir rechnen mit dem Schlimmsten: Motorschaden. Das Fahrzeug zurücklassen. Ende unserer Reise. Diese Finalität gibt uns eine gewisse Gelassenheit.

Schritt eins: Wir recherchieren im Internet. Weißer Rauch deutet meistens auf eine kaputte Kopfdichtung hin. Schlagende Geräusche können aber auch bei einem Kolbenfresser auftreten. Der Motor ist allerdings nicht sonderlich überhitzt, und im Öl befindet sich kein Wasser. Es kann also auch etwas ganz anderes sein.

Schritt zwei: Ein passendes Fahrzeug anzuhalten, das uns ggf. auch ziehen kann. Am Straßenrand können wir so nicht stehen bleiben, und nach Taldyqorghan sind es nur noch ca. 25 Kilometer. Zuerst halten zwei Sattelschlepper, die uns zwar nicht ziehen können, aber deren Fahrer überaus hilfsbereit sind. Iwan legt sich besonders ins Zeug, gibt uns die Nummer eines fähigen Mechanikers und zeichnet einen Plan zu einem bewachten Autoparkplatz mit passender Infrastruktur. Dann versucht er, noch ein Schleppfahrzeug zu organisieren.

Als nächstes hält ein altersschwacher Kamaz, der Unmengen an Diesel verliert. Boris ist mit seiner Frau Raia und dem kleinen Enkel auf dem Nachhauseweg. Ehrensache, dass er uns hilft. Er führt Unmengen von Telefonaten und bietet uns Unterkunft und Essen an.

Dann stößt Sergej dazu. Er ist ein Freund von Iwan und beauftragt, uns aus der Klemme zu helfen. Er und Boris tüfteln einen Plan aus. Eine Abschleppstange wird organisiert, und Boris zieht uns mit halsbrecherischer Geschwindigkeit in die Stadt. Heppo schwitzt Blut und Wasser.
Zum Autoparkplatz hat er seine Tochter Aisha herbeordert, die uns sofort in das Auto packt und mit sportlichem Fahrstil und lauter Popmusik zum Elternhaus bringt. Dort haben Mutter und Tochter Nummer drei schon ein üppiges Abendessen aufgetischt. Es gibt eine kräftige Rindssuppe mit Nudeln, verschiedene Salate, Fettgebäck, Kuchen. Und zum Trinken wird uns Tee, Cola, Schnaps und Bier serviert. Alles gleichzeitig. Ich werde genötigt, einen Trinkspruch auszubringen: Ich bedanke mich für die Einladung, lobe Boris für seine große Hilfe und die Hausfrau für ihre Geduld und hebe die Kochkünste der jüngsten Tochter hervor. Dann beschwöre ich noch die deutsch-kasachische Freundschaft herauf. Das gefällt unseren liebenswürdigen Gastgebern. Boris hat sowieso den allergrößten Spaß mit uns, und mit zunehmendem Alkoholpegel fallen ihm auch wieder einige deutsche Begriffe und ganze Sätze ein. Vor 30 Jahren war er zum Militärdienst zwei Jahre lang in Dresden. Stolz erzählt er uns, dass er dort wegen übermäßigem Alkoholkonsum während der Dienstzeit (er war LKW-Fahrer) sogar zwei Wochen im Gefängnis verbringen musste. Matthias möchte er am liebsten gleich mit einer seiner Töchter verheiraten. Einen Elektriker könnte er gut brauchen, denn in seinem nagelneuen Haus (erst seit einem Monat bewohnt) funktioniert der „Sputnik“ und damit der Fernseher noch nicht. Wir sind alle todmüde, aber wollen nicht unhöflich sein. Auch haben wir Angst davor, noch mehr Schnaps trinken zu müssen. Daher sind wir erleichtert, als uns Aisha gegen halb eins nach Hause fährt. Nach Hause bedeutet in unserem Fall, zu einem kaputten LKW, der im staubigen Innenhof eines ehemaligen Fabrikgeländes steht. Egal, wir müssen dringend ins Bett…

Montag, 14.07.2014
Wir schlafen nicht besonders gut. Wieso haben wir eigentlich so ein Pech auf unserer Reise? Das ist doch nicht fair.

Kurz nach acht steht der Mechaniker Kolja vor unserer Tür. Er ist ein schöner, asiatisch aussehender Mann mit hohen Wangenknochen. Seine langsamen Bewegungen und seine Wortkargheit strahlen die Ruhe und Gelassenheit eines Zen-Meisters aus. Dazu raucht er lange, dünne Damenzigaretten, was den Eindruck etwas stört. Bedächtig zieht er den Ölmessstab heraus und riecht erst mal daran.

Die Erstdiagnose geht zu defekten Einspritzdüsen. Außerdem scheint die neue Förderpumpe unserer Einspritzpumpe kaputt zu sein. Die haben wir uns doch vom Boschdienst nach Polen schicken lassen. ich verstehe die Welt nicht mehr. Mit viel Glück gibt es aber ein passendes Ersatzteil in Almaty.

Soweit der Stand der Dinge…

Dienstag, 15.07.2014

Sorry, jetzt hab ich es recht spannend gemacht, aber wir hatten ewig kein Internet mehr…

Kolja steht gegen neun mit der neuen Förderpumpe vor unserer Tür. Doch auch nach dem Einbau kommt immer noch weißer Rauch aus dem Auspuff, und der Motor hört sich krank an. Es muss also noch eine weitere Ursache geben. Die neue Diagnose geht tiefer. Nun wird die Einspritzpumpe selbst in Augenschein genommen. Und relativ schnell stellt sich heraus, dass das Zahnrad beschädigt ist und die Pumpe einen Lagerschaden hat.

Auch Boris ist mittlerweile dazugestoßen und hilft fleißig mit. Kolja möchte erst mal Mittagessen, und so fahren wir alle gemeinsam in eine Kantine. Gleich daneben gibt es einen Automarket, dort wird, wie in einem Basar, alles Mögliche an Autoersatzteilen gehandelt. Das Lager bekommen wir sofort. Der Simmerring macht uns größere Probleme. Wir steuern noch zwei weitere Märkte an. Erst im dritten erhalten wir ein passendes Teil.

Unsere Einspritzpumpe („Apparat“ auf Russisch) wird unterdessen von einem Spezialisten untersucht und überholt. Ein glücklicher Zufall will es nämlich, dass neben unserem Parkplatz ein „Apparaturschik“ (bei uns würde man sagen „Einspritzpumpenspezialist“) seine Werkstatt hat. Er verfügt über Spezialmaschinen und macht einen sehr erfahrenen Eindruck. Alexander ist sehr kurz angebunden und etwas bärbeißig. Von dem Wenigen, was ich verstehe („Bosch ist auch nur Made in China“ / „Deutschland ist wohl auch nicht so toll.“ /“Alt oder neu, was heißt das schon, die Hände machen es aus.“), höre ich nur heraus, dass er ein alter „Grantler“ ist – aber seine Augen lachen immerfort. Er ist uns also nicht unsympathisch. Wenn er unsere Pumpe wieder hinbekommt, darf er uns gerne für naive Wohlstandskinder halten. Recht hat er ja damit wahrscheinlich.

Überhaupt ist das Beste an dieser ungemütlichen Situation die Begegnung mit den vielen netten Menschen, die sich alle rührend um uns sorgen und aufrichtiges Interesse zeigen. Mit einem Lastwagenfahrer (ebenfalls Alexander) führe ich ein längeres Gespräch. Er kann nicht verstehen, warum wir reisen, wo wir doch in Europa alles hätten. Hier in Kasachstan gäbe es viele Banditen – und in Tadschikistan sei Krieg. Warum – um alles in der Welt – würden wir uns einer solchen Gefahr aussetzen? Ich erzähle ihm, dass wir die Menschen unterwegs sehr zu schätzen wüssten und hier erleben würden, was Solidarität und gegenseitige Hilfe heißt. Würden in Deutschland sofort alle anhalten, um liegen gebliebenen Kasachen zu helfen? Würde man bei uns alle Hebel in Bewegung setzten und die Fremden zum Essen zu sich nach Hause einladen? Ich weiß nicht. Eher nicht. Hier erleben wir, dass sich die Menschen verantwortlich fühlen. Hat man eben schon mal angehalten, dann ist man auch zuständig für das Problem des anderen.

Morgen Nachmittag soll unsere Einspritzpumpe fertig sein. Unterdessen erhalten wir mit Hilfe der Allrad-LKW-Gemeinschaft und dem Boschdienst die richtigen Daten für unsere Pumpe. Danke an alle, die so tatkräftig geholfen haben!

Matze-Mechaniker

Mittwoch, 16.07.2014
Die Einspritzpumpe ist schon mittags überholt. Ohne große Umschweife wird das Teil eingebaut und eine Probefahrt unternommen. Unser Zen-Mechaniker sitzt zwischen Heppo und mir. Seine Daumen und Zeigefinger formen ein Dreieck. Konzentriert lauscht er dem Motorengeräusch. Das hört sich gut an. Es scheint, als hätten die kasachischen Mechaniker ein kleines Wunder vollbracht: Das ging ja schneller als in Deutschland und günstiger obendrein. 200 Euro will Kolja für seine Arbeit und Alexander 50 Euro. Dazu kommen noch die Kosten für die Förderpumpe: 80 Euro.

Boris hat schon wieder Wind davon bekommen, dass unser Auto nun fahrbereit ist. Er lässt sich von seiner Frau bei uns absetzen und wartet geduldig, bis wir die letzten Handgriffe erledigt haben. Dann; „Dawai, dawai“ ,schnell zu ihm nach Hause nach Baktibai.

Die Nachbarn machen große Augen, und Boris scheint mächtig stolz darauf zu sein, dass er Besuch aus Deutschland hat. Auch die ganze Familie schaut mal kurz vorbei, um „Hallo“ zu sagen. Der Tisch ist wieder reich gedeckt. Es gibt eine Nudelsuppe mit Rindfleisch, Pelmeni und selbstgemachtes Brot dazu. Außerdem verschiedene Salate und gezuckertes Fettgebäck. Alles wird gleichzeitig auf den Tisch gestellt. Da Raia und Boris gestern schon eine Gesellschaft anlässlich ihrer Hauseinweihung hatten, kommen wir diesmal gut davon und müssen nur ein wenig Bier mit dem Hausherren trinken. Raia, die Probleme mit der Herzklappe hat, hält sich auch merklich zurück. Schon gegen neun Uhr abends ziehen sich alle zurück. Wir schlafen sofort ein.

Matze-Familie-Boris-02

Donnerstag, 17.07.2014
Gut, dass wir heute weiter fahren werden, denn hier werden wir gemästet. Zum Frühstück gibt es reichlich Tschai, den die Kasachstaner auf eine spezielle Art und Weise zubereiten. Ein Teil starker schwarzer Tee, ein Teil 6% Milch und ein Teil heißes Wasser werden in Teeschalen vermischt. Gezuckert wird individuell, je nach Vorliebe. Dazu gibt es Kekse.

Boris meint, wir sollten doch noch unbedingt zum Mittagessen bleiben. Höflich versuche ich die Einladung abzuschlagen, aber auf diesem Ohr hören unsere Gastgeber nicht. Also ergeben wir uns in unser Schicksal. Es gibt ja auch Schlimmeres, als in den Genuss von Raias leckerer Küche zu kommen. Nun habe ich ein neues Lieblingsgericht mit dem lustigen Namen „Lachmann“.

Lachmann sind hausgemachte Spaghetti, also ein Nudelteig (aus Eiern, Mehl, Salz, Wasser), der zuerst zu fingerdicken, ca. 30 cm langen Würsten gerollt wird. Die Würste werden ringförmig aufeinanderlegt, mit Öl bestrichen und mit Plastikfolie abgedeckt. Das ganze muss kurz ruhen. In einem nächsten Durchgang werden die Würste ungefähr halb-fingerdick ausgerollt und locker angehäufelt. Wieder mit Plastikfolie abdecken und kurz ruhen lassen. Im nächsten Durchgang werden die Nudeln noch dünner gerollt. Dann werden die Schnüre auf beide Hände aufgewickelt und noch dünner gezogen. Durch Schleudern kann man die Nudeln noch weiter ausdünnen. Ich glaube das Ganze ist nicht so einfach, wie es aussieht. Dazu gibt es Rindfleisch mit Gemüse. Die Nudeln werden direkt in der Brühe des Gerichtes gekocht. Lecker!

Obwohl Heppo schon seit einigen Jahren Vegetarier ist und ich seit Albanien kein Fleisch mehr esse, schaufeln wir alles mit großem Appetit in uns hinein. Man will ja die Gastgeber nicht vor den Kopf stoßen. Nach dem Mittagessen gibt es noch eine Fotosession. Boris hat Tränen in den Augen, als wir uns zum Abschied umarmen.

Matze-Familie-Boris-01

Das Auto hört sich gut an und fährt auch normal. Wir halten hinter Saryözek in der Steppe mit Blick auf die Berge.

Ich fühle mich plötzlich krank und gehe früh ins Bett.

Weiter lesen: Sharyn Wald & Canyon

Und das war zuvor: Alaköl See