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Montag, 09.03.2015
Und plötzlich sind wir wieder zurück in Europa, um genau zu sein, in Griechenland. Tatsächlich habe ich ein wenig Bedenken, uns in die „Höhle des Löwen“ zu wagen. Nach all dem, was man aus den Medien so hört, sind die Griechen nicht sonderlich gut auf die Deutschen zu sprechen. Mal abwarten, welche Reaktionen wir bekommen werden…
Das Thermalbad Loutra Eleftheron ist in einem schlimmen Zustand. Seit drei Jahren steht die ehemalige Kuranstalt leer, die Gebäude verfallen. Uns erscheint der Ort wie ein Symbol für die Krise. Hier treffen wir Christo, angetan mit Regenbogenschal, und seinen Freund Perikles, mit Augenbrauenpiercing, die die streunenden Hunde vor Ort großzügig füttern.
Wir freuen uns über die guten Menschen und kommen schnell ins Gespräch. Christo ist etwas esoterisch veranlagt und philosophiert über das Wassermannzeitalter. Die Zeiten, in denen wir leben, seien sehr seltsam, ein Umbruch stehe direkt bevor. Wie im Theater könne allein ein mechanischer Gott von außen, der „Deus Ex Machina“, diese Welt vor ihrem Untergang retten. Was genau er damit meint, bleibt uns verborgen, da wir von weiter eintreffenden männlichen Paaren abgelenkt werden. Es scheint, wir haben den inoffiziellen Schwulentreffpunkt der Region entdeckt. Nachts haben wir dann eines der beiden Außenbecken für uns allein…
Dienstag, 10.03.2015
Das Wetter ist trüb. Wir fahren an einem Ort vorbei, der Drama heißt. Die Autobahnausfahrten sind mit dem griechischen Wort für Exit, also “Exodos”, beschildert.
Am Gemüsestand bekommt Heppo den Auftrag, Angela Merkel einen schönen Gruß auszurichten. Die Hals-ab-Geste dazu gibt der vermeintlich netten Botschaft eine negative Wendung.
Die Ausgrabungsstätte Amfipolis ist geschlossen und sieht ebenfalls etwas vernachlässigt aus. Wir steigen über den Zaun und blicken auf vermooste Mosaikböden und ein paar kümmerliche Ruinenreste.
Im nahen Dorf spricht uns Vangelis an, der über 30 Jahre in Deutschland gearbeitet hat. Der alte Mann ist verbittert über die Troika und die Europapolitik. Schließlich fantasiert er einen starken Mann, einen Führer, herbei, einen wie Hitler. Ich versuche das Thema zu wechseln und erzähle, dass wir gerade aus dem Iran kommen. Das Stichwort Iran und Muslime gibt ihm allerdings nur erneut Anlass, gegen die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika zu hetzen. Wir finden es schrecklich und auch sehr traurig, so viel Angst, Hass und Fremdenfeindlichkeit aus dem Mund eines ehemaligen Gastarbeiters zu hören. Seltsam, ein Mann, der selbst viele Jahre im Ausland verbracht hat (aus wirtschaftlichen Gründen!) sollte sich doch besser in die Lage dieser Menschen hineinversetzen können…
Nach diesem Gespräch bin ich zutiefst deprimiert. Wir beschließen durch Bulgarien nach Mazedonien zum Tanken zu fahren, Diesel ist dort deutlich günstiger als in Griechenland.
Mittwoch, 11.03.2015
Auch unsere Vorräte füllen wir in Strumitsa, Mazedonien auf. Erstaunlicherweise liegen die Lebenshaltungskosten hier um einiges niedriger als im Nachbarland.
Der Grenzübertritt zurück nach Griechenland funktioniert ohne Probleme. Am Nachmittag kommen wir in Thessaloniki an. Circa drei Kilometer entfernt von Zentrum stellen wir unser Fahrzeug bei einer ehemaligen Kaserne ab. Mit dem Bus fahren wir abends in die Stadt. Nach einigem Suchen finden wir das selbstverwaltete Stadtteilzentrum „Micropolis“; auf zwei Stockwerken findet man Kneipe, Bücherei und Bioläden.
Donnerstag, 12.03.2015
Leider müssen wir schon wieder weiter, obwohl es noch so viel zu sehen gäbe.
Freitag, 13.03.2015
Meteora ist ein magischer Ort. In einer einzigartigen Felsenlandschaft reiht sich Kloster an Kloster. Doch bereits jetzt – außerhalb der Saison – pilgern wahre Touristenströme hier her.
Wir verbringen – nach einem langen Fahrtag – die Nacht in Ioannina. Die hübsche Stadt mit einer alten Stadtmauer liegt sehr idyllisch an einem See. Das Angebot an Kneipen und Bars entspricht dem studentischen Publikum. Aber ich bin zu müde für alles.
