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Gott wohnt in Ghana

Musiktipp: Sarkodie gilt als bester Rapper Ghanas. Hier mit einem Song, passend zum Thema:


Sogar beim Verkauf von Insektenspray wird auf eine höhere Instanz verwiesen

Irgendwie schaffen wir es mit unserem Feder-Provisorium  über die Grenze nach Ghana. Auch hier zeigt sich wieder, was bereits beim Visumantrag offensichtlich war: Ghana ist sehr bürokratisch. Bei der Einreise misst man unsere Körpertemperatur, möchte von uns eine exakte Reiseroute, schickt uns von Pontius zu Pilatus mit unserem Carnet de Passage (angeblich noch nie gesehen), zitiert uns vor den Chef und zweifelt an der Echtheit unserer Passfotos (offensichtlich wirklich ein Problem, siehe Einreise Elfenbeinküste) bzw. wahlweise an unserer eigenen Echtheit. Merke für die Zukunft: Reise nur mit möglichst aktuellem Bild und ohne den Haarschnitt zu verändern! Trotzdem, alles im Rahmen und nichts, was uns aus der Bahn werfen könnte… Lustig finde ich allerdings, dass in Afrika bisher noch nie irgendjemand wirklich in unseren LKW gucken wollte. Auch Sidi, unser Hund, bleibt wie (eigentlich fast immer) unentdeckt.

Ob Gott bei der Frisur wirklich Pate steht?

Ein neues Land ist immer wieder spannend. Was uns in Ghana im Vergleich zur Côte d‘Ivoire auffällt: Richtige Häuser (American Style), komplizierte Dachkonstruktionen, bessere Spengler, weniger Armut, dicke Autos, überhaupt wieder Autos (statt Mofas), Pain-in-the-ass-Police-controls, lästige Mücken, richtig moderne Tankstellen, volle Kneipen, gigantische Lautsprechertürme, ohrenbetäubende Musik und die lustigen Namen der Geschäfte.

Manchmal auch unfreiwillig komisch…

Da heißt der Barbier: Jesus Devine Barber Shop, das Unterwäschegeschäft: God has done it again, die Straßenküche: No weapon kitchen und der Klempner: Je t‘aime plumber works. Vor allem der letzte Name lässt mich laut auflachen. Vor meinem inneren Auge läuft nun ein Film an, der definitv nicht jugendfrei ist: Es klingelt, eine leicht bekleidete Blondine öffnet. Vor der Tür steht ein muskulöser Typ in Latzhose, er hat kein T-Shirt an: „Hey Babe, ich bin der Klempner! Wo klemmt‘s denn, Kleine?“ Was, die Szene kennt ihr schon? Dann muss ich sicherlich nicht vertiefen, wie die Sache weitergehen wird…

Nichts für Willenschwache: Prayer all night

Themenwechsel: Halten wir uns lieber an die Religion. Ich wusste gar nicht, dass es sounglaublich viele christliche Religionsgemeinschaften gibt: Anglikaner, Baptisten, Catholics, Evangelisten, Katholiken, Methodisten, Protestanten, Prebyterianer und Zeugen Jehowas sind nur die bekannteren. Aber da gibt es noch einige mehr. Ich mache mir einen Spaß und notiere im Vorbeifahren alle Kirchen, die ich sehe:

Deeper Life Bible Church – Christ Apostolic Church – Jesus Redemption Church – Victory Bible Church – Paradise Prayer Church – New Life Church – Sister of the incarnated Word – International Gospel Church – Church of Pentecoast – Jesus & all Saints of the last Days – Living Blood Jesus Church – Holy Family – Charismatic Church

Sie alle werben lautstark um Anhänger.

Es geht aber noch härter: 3 Tage durchbeten

Auch Propheten gibt es offenbar zu Hauf in diesem gläubigen Land. Da wir Anfang Dezember kurz vor dem Jahresübergang stehen, wird auf riesigen, teils wahnsinnig kitschigen Plakaten für die Silvestergroßveranstaltungen von charismatischen Predigern geworben: Crossover Prayer, Prayer all Night, 3 days powerful revival, 7 days of prayer, Healing Jesus Campaign. Alle scheinen sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen mit längeren und immer noch längeren Gottesdiensten. Ich kann mich gar nicht satt sehen, an den vielen bunten Plakaten mit all den  fantastischen Ankündigungen.

In Ghana erreichen viele ein fantastisch hohes Alter

Und noch etwas fällt uns auf: Auch den Verstorbenen wird mit großen Druckerzeugnissen gedacht. Überall blicken wir auf die Konterfeis von vorwiegend sehr alten Männern und Frauen. Return to Glory heißt es da, age 130 – God called her, age 120 – In loving memory, age 110.  „Painful exit“, age 18 (Verkehrsunfall?) und „What a shock“, age 31, bilden da eher die großen Ausnahmen. Wir sind mächtig beeindruckt von diesem Land, in dem die meisten Menschen mit Hilfe von Gott offenbar ein derartig biblisches Alter erreichen, dass wir darüber vor Faszination und Freude fast unsere kaputte Feder vergessen. Ghana, wie exotisch und spannend bist du denn?

Einfach nur schön: No weapon kitchen