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Montag, 14.04.2014
Vor lauter sozialem Stress haben wir das Fotografieren fast vergessen. Erst heute packen wir die Kameras wieder aus. Wirklich lustig sind die Waschanlagen, die alle 250 Meter existieren. Da gibt es die Profiwaschanlage im Anschluss an eine Tankstelle bis hin zur Waschanlage mit Gartenschlauch und sonst nix: Lavazh, Lavazh, Lavazh… überall. Die Fotoserie dazu findet man unter Albanien Info. Auch Brautmodengeschäfte und Beautysalons stehen hoch im Kurs. Dafür ist es nicht ganz einfach, Brot oder Milch aufzutreiben. Erst beim vierten Geschäft bekommen wir Brot, und die angebliche Milch ist eine Art Dickmilchjoghurt o.ä. – nicht identifizierbar.
Wir folgen der Topempfehlung unseres Reiseführers Richtung Tirane zum Ort Kruje (“unbedingt sehenswert, hübscher Ort mit Burganlage, blablabla”), sind aber dann schwer enttäuscht. Schon die Anreise ist beschwerlich. In Serpentinen windet sich die Straße bergauf, es gibt viel Gegenverkehr. Vor der Burg steht schon ein Reisebus aus Passau, und ein Souvenirshop reiht sich an den nächsten, das sagt wohl alles. Die Burg ist – ehrlich – auch nicht so toll und einen Übernachtungsplatz gibt es nur gegen 10 Euro (verhandelbar) auf einem Schrottplatz. Abzocke!
Also fahren wir wieder runter ans Meer, auf der Autobahn Richtung Durres, und dann bei Miramas Richtung dem Kep i Rodonit. Dort finden wir einen ruhigen Platz zwischen Pinien am Strand.
Dienstag, 15.04.2014
Dringend benötigen wir einen Internet- und Recherchetag, denn noch immer haben wir keine gesicherten Erkenntnisse zur Fähre ab Trabzon, Türkei nach Sotchi, Russland. Unzählige Stunden haben wir bereits im Internet gesucht, und es lässt sich nichts Genaues herausfinden.
So weit der Stand der Dinge:
1. Es gibt wohl eine Fähre (auch für Autos) ab Trabzon (Türkei), die zuletzt 2012 (laut Reiseberichten aus dem Internet) von Reisenden genutzt wurde. Sie fährt wahrscheinlich an einem Freitag. Sämtliche Agenturen oder Reedereien haben aber nicht auf unsere Anfrage geantwortet, bis auf einen Herrn Batu aus der Türkei, der uns aber zwei Mal hingehalten hat, denn es gibt keine definitiven Infos aus Trabzon. Vor vier Wochen vertröstete er uns auf Mitte April. Jetzt schreibt er zurück, wir sollen uns Mitte Mai noch einmal bei ihm melden. Das ist uns aber zu spät. Die weitere Recherche ergibt: Die Fähre gibt es wohl, hat aber keine geregelten Abfahrtszeiten; sie fährt, wenn sie voll ist – oder auch nicht.
2. Es gibt angeblich auch eine Fähre von Aserbaidschan nach Kasachstan über das Schwarze Meer. Sie fährt auch – oder fährt nicht, dazu findet man so gut wie gar nichts. Außerdem benötigt man für Aserbaidschan ein Visum, das wir nicht haben.
3. Eine neue Fährgesellschaft (www.ferryknowhow.info) will ab Mai 2014 das Schwarze Meer befahren: von Odessa über die Krim nach Sotchi (Russland, nach Batumi (Georgien) und die Strecke andersherum wieder zurück. Das wäre perfekt für uns, die Fähre ab Batumi würde sogar am 24.05.2014 starten, am 25.05.2014 beginnt unser Russland Visum. Die Agentur sitzt in Berlin und schreibt auch prompt zurück: „Wegen der unsicheren politischen Lage können wir im Moment keine genauen Angaben zum Fahrplan machen. Bitte melden Sie sich in zwei Wochen noch einmal….“ Also eher auch nichts.
4. Der Landweg über den Kaukasus ist so gut wie ausgeschlossen; kein Mensch fährt durch Tschetschenien oder Dagestan.
5. Bleibt die Ukraine. Aber die Nachrichten von Terrorakten und Toten in Donetsk und Kharkiv beunruhigen. Außerdem sind genau am 25.05. die Präsidentschaftswahlen, d.h., wenn es zu Ausschreitungen kommt, dann sicher in diesem Zeitraum. Ein Blick auf die Ukrainekarte zeigt außerdem, dass das Land sehr dicht besiedelt ist und man eigentlich zwangsläufig durch Städte und größere Ortschaften fahren muss. Und unsere Idee, nördlich von Kiew das Krisengebiet weiträumig zu umfahren, wird gleich wieder verworfen, denn da liegt das riesige Sperrgebiet Tschernobyl!
6. Oder, Planänderung: Die geplante Strecke einfach entgegen gesetzt fahren. Also jetzt dann in die Türkei, weiter in den Iran, nach Turkmenistan, usw. Dann verfallen aber unsere ersten drei Visa, und wir sind jahreszeitlich voll daneben, also in der größten Hitze im Iran und im Winter in Russland.
Die Situation scheint aussichtslos! Zu allem Überfluss beginnt es am späten Nachmittag auch noch sintflutartig zu regnen und heftig zu gewittern. Die Internetverbindung funktioniert nicht mehr. Irgendwie wird es uns im Moment nicht leicht gemacht: Prüfungen über Prüfungen.
Mittwoch, 16.04.2014
Das Wetter ist immer noch scheußlich, und die Prognose für die nächsten Tage ist nicht besser. Es soll sogar bis auf Minus zwei Grad abkühlen. Dafür hat Heppo über Nacht einen Geistesblitz, denn es gibt noch eine Möglichkeit, Nummer 7. Es ist eine Variante, die wir eigentlich von Anfang an kategorisch ausgeschlossen hatten, nämlich der Landweg nach Russland über das Baltikum, mit Einreise über Lettland. Der Nachteil ist, dass wir nun halt wieder in die entgegengesetzte Richtung in den Norden fahren müssen. Aber angesichts der vielen Risikofaktoren bei den Varianten 1-6, erscheint diese Möglichkeit jetzt als die einzig sinnvolle Alternative. Ein Blick in Google Maps ergibt, dass es sogar nicht mal ein riesiger Umweg wäre. 1000 Kilometer hin oder her, die Fähre hätte schließlich auch eine Stange Geld gekostet. Heute wollen wir also noch recherchieren (Streckenverlauf, Spritpreise, Grenzübergänge, etc.) . Und morgen wird das Pferd gewendet, und wir reiten wieder gen Norden. Hüh! Hott!
Donnerstag, 17.04.2014
Tirana: Die Stadt sieht sehr vielversprechend aus, bunt, jung und lebendig. Wir wollen heute aber nur durchfahren. Die Beschilderung nach Elbassan ist mehr als dürftig, und so verirren wir uns hoffnungslos im Großstadtdschungel. Zuerst hilft uns ein Verkehrspolizist, der für uns den sechsspurigen Verkehr aufhält, um uns einen U-Turn zu ermöglichen. Dann landen wir in einer Einbahnstraße, geisterfahren dann die gleiche Straße zurück, biegen falsch ab und stecken im engsten Gassengewirr fest. Heppo behält aber die Nerven und manövriert uns wieder sicher aus der Situation heraus. Trotzdem haben wir keinen Plan, wo es nun nach Elbassan gehen soll. Ein Motorradfahrer bietet sich an, uns vorauszufahren, und – siehe da – wir sind raus aus Tirana. Die Stadtdurchquerung hat uns zwei Stunden gekostet.
Bei der Ausreise werden wir noch auf der albanischen Seite gefilzt und müssen dazu in die Durchsuchungsgarage fahren. Der Grenzpolizist fragt mich nach „Narcotis?“, worauf ich mit einem entrüsteten „Oh, no!!!“ antworte. Dann wühlt er sich zwei Stunden lang durch unsere nassen Klamotten, die Unterwäsche, den Schuhschrank, das Küchenkästchen, das Gewürzregal, die Badezimmerutensilien, den Gitarrenkoffer, usw. Größtes Misstrauen erregt der Majoran in unserem Gewürzschrank und der rote Koffer mit den Tees (ein Geschenk von unseren Freunden vom Wagenplatz), insbesondere der Pfefferminztee. Mir tut er fast schon leid, der Grenzbeamte, denn unseren LKW zu durchsuchen ist kein Spaß. Nach zwei Stunden erfolglosem Wühlen hat er wahrscheinlich erst ein Zehntel unseres Lasters gesehen. Schließlich dürfen wir weiterfahren. Auf der mazedonischen Seite wollen sie auch noch mal einen Blick in unsere Wohnung werfen. Aber gerne! No problem!
Wir übernachten gleich hinter der Grenze am See.
Weitler lesen: Mazedonien
Und das war zuvor: Shkodra