2015-01 OM-06 Wadi Shab & Sur

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Mittwoch, 14.01.2015
Das Wadi Shab beginnt sehr touristisch. Wieder muss man direkt unter der Autobahnbrücke parken. Mit einem Boot wird man über einen kleinen „See“ gebracht (1 Rial pro Person). Circa eine Stunde wandert man in das Wadi hinein. bis man auf einen großen Pool trifft. Von dort aus muss man noch zwei drei weitere Becken durchschwimmen. Diesmal ist die Hauptattraktion eine Höhle, in die man hinein schwimmen bzw. (bei höherem Wasserstand) tauchen kann. In der lichten Höhle (Tageslicht fällt an mehreren Stellen in die natürliche Felskuppel) gibt es einen rauschenden Wasserfall. Das hätte sich kein Designer eines Spaßbades besser ausdenken können. Wer will, kann noch von einem circa sechs bis acht Meter hohem Felsvorsprung (Achtung Überhang!) springen.

Vor der Höhle treffen wir Ali aus dem Iran, der mit seiner Verlobten Liz aus den USA unterwegs ist. Die beiden sind uns sympathisch, und wir finden die Kombination auch sehr spannend. So entschließen wir uns, mit ihnen gemeinsam einen Stellplatz zu suchen. Ali hat gerade einen Job im Oman; er arbeitet als Reiseleiter und Logistikexperte für eine deutsche Reiseagentur (abenteuerosten.de), die geführte Wohnmobilreisen anbietet. Und tatsächlich befindet sich die gesamte Wohnmobilgruppe mit circa elf Fahrzeugen gerade an „unserem“ Strand bei Finns. Wir stellen uns einfach dazu. Die Zielgruppe ist eher älter, und so treffen wir an diesem Abend keinen mehr an.  Alle schlafen bereits.

Zeit, um uns noch ein bisschen mit Liz und Ali zu unterhalten. Sie haben sich in Indien kennengelernt, wo Liz die letzten drei Jahre Kindern Englisch beibrachte. Sie wollen im März in der Türkei heiraten und sich irgendwo in Europa gemeinsam ein neues Leben aufbauen. Da kann man nur “Alles Gute!” wünschen!

Donnerstag, 15.01.2015
Liz und Ali kommen zum Frühstücken zu uns. Sie bringen den Reiseleiter der WoMo Gruppe mit. Kosty ist ein jung gebliebener Mittfünfziger mit rosa Kapuzenpulli und zweifarbigen Turnschuhen. Bereits nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Kosty, nämlich Konstantin Abert, der Autor des Buches „Russland per Reisemobil“ ist, das wir mit an Bord haben. Autogrammstunde!

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In Sur besuchen wir die Dhauwerften (Dhau ist ein Überbegriff für Segelschiff- und Bootstypen aus dem indischen Ozean). Hier können wir den Zimmermännern bei ihrer Arbeit über die Schultern sehen. Heppo ist hier natürlich voll in seinem Element. Am Hafen kann man ein altes restauriertes Segelschiff bestaunen. Ich werde ein bisschen nostalgisch, erinnere mich an meinen allerersten Berufswunsch: Seeräuber! Später wurden meine Vorstellungen von der Arbeitswelt realistischer und immer weniger risikofreudig: Astronautin, Archäologin, dann „irgendwas mit Kunst“ bis sich schließlich als Webdesignerin in einem Vermittlungsbüro für Sprachreisen landete, nämlich bei sprachkurse-weltweit.de. Ich schweife ab. Und doch fällt mir da soeben ein Zusammenhang auf:  Reisen und fremden Welten. Zufall?

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Sur ist übrigens ein hübsches Städtchen, das auf einer Halbinsel gelegen ist. Ein bisschen gesichtslos bleibt es trotzdem, es gibt nur wenig historische Gebäude. Dafür alle paar hundert Meter eine Moschee. Die meisten Gotteshäuser stehen aber leer.

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Ich gönne mir einen Einkaufsbummel durch die Schneiderläden. Menschen aus Bangladesh fertigen hier Einzelstücke fantastischer Frauenroben zu kleinen Preisen. Mit dem Kauf eines asymmetrisch geschnittenen Kleids in schreienden Farben (gelb und lila gepunktet, yeah!) unterstütze ich einen der jungen Künstler.

Abends gehen wir indisch Essen bei Zaki. Die Küche ist hervorragend, das Ambiente gleich Null: Bahnhofscaféatmosphäre. Die hupenden Omanis vor der Tür gehen uns zudem höllisch auf die Nerven. Hierzulande besucht man nämlich kein Restaurant, sondern man fährt mit seinem SUV bis vor die Ladentür, produziert einen ungeduldigen Dauerhupton und lässt sich von den herbeieilenden Indern das in Plastikfolie gewickelte Essen bringen.

Falls ich es noch nicht erwähnt habe: In dieser Zwei-Klassen-Gesellschaft werden eigentlich sämtliche Jobs von Gastarbeitern aus Indien, Pakistan oder Bangladesh erledigt. Arbeitende Omanis? Hab’ fast noch keinen gesehen. Aber vielleicht ist auch alles gar nicht so übel und unsere Wahrnehmung verzerrt, denn nach unserem Restaurantbesuch schart sich fast die komplette Belegschaft um unseren LKW. Wir hören folgendes: Der indische Besitzer hat seine gesamte Familie und Nachbarn aus Kerala eingeflogen und mit Arbeit versorgt. Das Restaurant gibt es schon seit vielen Jahren. Alle scheinen glücklich zu sein. Man kann es im Oman also auch zu etwas bringen und gutes Geld verdienen.

Bei einem späten Stadtbummel treffen wir auf Achmed (ein echter Omani), der uns zu einer Stadtführung auf omanisch einlädt. Das bedeutet, mit dem Auto durch die Stadt zu cruisen. Achmed reist gerne durch Südostasien und erzählt uns außerdem einiges über sein Land:

  • Wer im Oman ein Haus bauen will, bekommt ein Grundstück umsonst. (Das gilt aber natürlich nicht für Ausländer). Die Größe und Lage des Grundstück bemisst sich nach den persönlichen Beziehungen zu hochrangigen Personen.
  • Strom und Wasser sind extrem günstig.
  • Omanis erhalten eine freie Grundversorgung, z.B. eine kostenlose Krankenversicherung.
  • Nach seiner Aussage muss man im Oman nicht viel arbeiten, um gut leben zu können.

Wir erzählen im Umkehrzug ein bisschen vom Leben in Deutschland. Mitleidig blickt er uns an und meint: „Life in Germany is very, very hard!“ Pötzlich fühlen wir uns wie der arme Besuch aus einem Dritte-Welt-Land. Beschämt nehmen wir den süßen Kaffee aus Pappbechern entgegen, den er sich vom Coffeshop für uns herbeigehupt hat…

Shukran Achmed, für den Kaffee, die Einblicke und den Perspektivenwechsel!

Weiter lesen: Ras el Hadd & Ras el Wuddayah
Und das war vorher: Wadi Suwayh & Finns

4 Gedanken zu „2015-01 OM-06 Wadi Shab & Sur

  1. Ingo

    Hallo, ihr Drei,
    ja, da habe ich jetzt auch einen Bauwagen……und freut mich, wenn Ihr auch mit mir einverstanden seid…..na dann, bis bald
    Ingo

    1. admin_brit Beitragsautor

      Juhu, der Ingo wird unser Nachbar!!!
      Sidi freut sich auch schon auf die schöne Nachbarin:) und dass er nimmer so weit zum Frühstücken gehn muss;)

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