Marokko – Erste Eindrücke

Bordsteinfeger in Casablanca

Marokko! Wie schön ist es, wieder einmal hier zu sein. Wir fahren die ersten Kilometer auf der perfekt ausgebauten und fast menschenleeren Autobahn (Maut!) vom Hafen in Richtung Tanger und saugen alles begierig in uns auf. Der erste Eindruck ist gut,  fast schon zu gut. Die Häuser wirken neu und sauber. Alles sieht sauber, ordentlich und aufgeräumt aus.
„Der Hafen Tanger med ist ein Prestigeprojekt des Königs Mohammend VI!“, weiß Heppo zu berichten. „Da sein Vater vor allem in den Süden investierte, möchte der Sohn nun den Norden besonders fördern!“ Logisch, dass rund um den hochmodernen Hafen alles besonders vorzeigbar sein muss.

Aber auch als wir schon längst die Autobahn verlassen haben, schaffen wir es nicht, das, was wir sehen, mit unserer Erinnerung in Einklang zu bringen. Wir hatten Bilder von schäbigen Behausungen, schmutzigen Gehsteigen und halbverhungerten Hunden und Katzen im Kopf. Doch die Häuser sind vielfach renoviert, überall wird neu gebaut, die Straßenkanten sind gefegt, und die Hunde und Katzen sehen – obwohl vermutlich ohne eigenes Zuhause – ziemlich gesund und wohlgenährt aus.

Es scheint, als habe sich das Land in den letzten acht Jahren sehr verändert. Auch der Kleidungsstil ist nun ausschließlich westlich; die klassische Djellabah tragen offenbar nur noch  alte  Männer. Wir sehen händchenhaltende Paare und sogar knutschende, die sitzen allerdings immer etwas versteckt und verdeckt. 

Für Katzen und Hunde fällt neuerdings immer etwas ab

„Ich fass’ es nicht,“, ruft Heppo aufgeregt. „Marokkaner mit Hunden an der Leine!“ Vor ein paar Jahren, bekamen die Leute hier noch eine Heidenangst, wenn sie unseren Sidi erblickten. Und nun führen sie Deutsche Schäferhunde Gassi.

„Und hier ein ganzes Katzenhotel!“, bemerkt Heppo, schon wieder fassungslos. Tatsächlich hat jemand Körbchen, Wasserschalen und Futterspender für eine Schar rotblonder Katzen auf dem Gehsteig aufgestellt.

Katzenhotel

Said, ein Surflehrer, den wir ein paar Tage später kennenlernen werden, wird uns das Phänomen folgendermaßen erklären: „Mit Facebook und Instagram haben wir gesehen, wie woanders auf der Welt mit Tieren umgegangen wird. Das gefällt uns, vor allem den jungen Leuten!“ Soll mal jemand sagen, dass Social Media  nicht auch Gutes bewirken kann.

So ganz traue ich dem Frieden aber irgendwie noch nicht. Ich bin mir sicher, dass es hier an der reichen und urbanen Atlantikküste etwas moderner zugeht als im Rest des großen Landes. Und wenn man genauer hinguckt, ist da auch immer nochMüll, der stellenweise unkontrolliert in der Landschaft rumliegt. Auch die Pferde und Esel in Assilah haben kein schönes Leben. Tagsüber müssen sie einheimische Touristen in pinkfarbenen Prinzessinnenkutschen durch die Stadt ziehen, abends gibt es nicht mal einen Unterstand. Die armen Tiere schlafen mitten im Unrat.
Auch der typische Marokkogeruch ist noch da: Zum Duft der mediterranen Kräutern, der  Sonne, des Salzes und des Meeres mischt sich eine unsägliche Mischung aus verbranntem Plastik, Fisch und manchmal noch von einem Tier, das im Straßengraben verwest. Nicht lecker!

Aber trotz allem sind wir wirklich positiv überrascht!