Tierbeobachtungen

Endlich mal wieder was Grünes… Vielleicht eine Wicke?

Die Hamburger Nadine und Adrian hatten wir bereits in Marokko getroffen und mit ihnen gemeinsam ein paar schöne Tage am Strand verbracht. Damals wurde lose vereinbart, uns im Osten von Mauretanien wieder zu treffen, um zusammen einen kurzen Pistenabschnitt zu fahren (vgl. Lila Pistenkuh, Track RAU). Am Ende dieser kurzen Offroadstrecke, so heißt es, kann man eine kleine Population der fast ausgestorbenen Saharakrokodile beobachten.

…sogar mit Blüten (gar ein Weißdorn?)

Auf dem Weg dorthin wird die Landschaft grüner und der Bewuchs deutlich kräftiger. Mittlerweile sehen wir sogar richtige Bäume und immer öfter die eine oder andere Palme. “Sahelzone” nennt sich dieser Übergang von Wüste zu Tropen.

Doch die Vegetation hat auch ein paar richtig fiese Tricks auf Lager. Kaum halten wir an und setzen einen Schritt vor die Tür, heften sich stachelige Kletten an Schuhe und Pfoten. Bald haben wir die Dinger überall, auch in unserem Lastwagen. Cram-Cram heißt das gemeine Gras, das sich auf derart schmerzhafte Weise seine Ausbreitung sichert. Das andere, das sich eine Methode des Guerilla-Straßenkampfs zu eigen gemacht hat, nenne ich, weil ich es nicht besser weiß, Modell Krähenfuß. Alle drei Seiten sind mit Spitzen besetzt, so dass der Same immer mit einem Stachel nach oben zum Liegen kommt. Sidi kommt nur humpelnd voran. Spazieren gehen ist für unseren Hund eine Tortur. Nicht lustig!

Am Schuh: Cram-Cram und Modell Krähenfuß (Tribulus terrestris, der Erdburzeldorn)

Schon mehr amüsieren wir uns über die Namen der Städte und Dörfer, die wir durchfahren: Achweibir heißt da eine Siedlung, Aleg erinnert an den bayrischen Ausdruck der Überraschung (O leck!), eine andere wird Endewfekt genannt. Die Krönung ist schließlich das Ortsschild von Kiffa, wo wir uns – zugegeben, etwas kindisch – ein gestelltes Kifferbild nicht verkneifen können.

Natürlich nur gestellt! (Foto: Heppo)

Hinter diesem Ort treffen wir auf Nadine und Adrian. Im Konvoi geht es weiter. Etwa 30 Kilometer später beginnt die Piste, von der eine  Abzweigung ziemlich unscheinbar durch ein Dorf führt. Der MB 508er schlägt sich erstaunlich gut im Sand und bewältigt auch längere weiche Passagen relativ mühelos. Wir fahren bis zu einer Oued-Durchquerung, wo wir beschließen, unser Lager aufzuschlagen. Für den kleinen Mercedes ist hier Schluss. Viel weiter könnten wir aber sowieso nicht fahren: Ein felsiges Plateau, das über dem ausgetrockneten Flussbett thront, stellt eine natürliche Barriere dar.

Hier wohnt der Webervogel und denkt sich nix dabei…

Am nächsten Morgen werden wir von einem wunderbaren Sing- und Pfeifkonzert geweckt. Gerade am Morgen ist einiges los in den Palmkronen und Baumwipfeln. Bunte Vögel schnarren, krächzen und pfeifen ganz unerhört. Manche schreien sogar wie kleine Affen, andere keckern oder geben metallische, sehr regelmäßige Töne von sich. Ich bin fasziniert.

Nadine, Adrian und Heppo brechen gemeinsam zu den Krokodilen auf, während ich mit Sidi zurück im Lager bleibe. Bei dieser Affenhitze wollen wir unseren Hund nicht im Auto einsperren. Mitnehmen ist leider keine Option, denn seine Reaktion auf die Reptilien möchten wir lieber nicht erleben und auch nicht deren eventuelle Retourkutsche.

Reste für die Krokos (Foto: Heppo)

Ein paar Stunden später, zum Sonnenuntergang, kommen die drei sehr glücklich zurück. Etwa 12 Krokodile waren in dem Tümpel am Ende der Schlucht auszumachen; ein erhöhter Felsen diente ihnen als halbwegs sicherer Beobachtungsplatz. Bis auf etwa 15 Meter konnten sie sich ihnen nähern. Sogar zum Fressen kamen die scheuen Tiere heraus, weil Einheimische die Reste eines Schafes ans Ufer legten.

Die Saharakrokodile galten als ausgestorben…

…und wurden erst vor wenigen Jahrzehnten wiederentdeckt

Alle Tiere sind miteinander verwandt

Womit keiner gerechnet hatte: Kurz vor Sonnenuntergang waren die umliegenden Felsen noch dazu von mehreren hundert Pavianen bevölkert, die zu den Menschen allerdings einigen Abstand hielten.

Pavian in freier Wildbahn

Viele Paviane

Als wir uns nachts bei Taschenlampenlicht zu einem leckeren Essen aus Sojaschnitzel und Gemüsetajine zusammensetzen, gibt es noch eine weitere Tierbeobachtung, auf die wir aber wohl alle ganz gerne verzichtet hätten. Wie mit einem siebten Sinn ausgestattet, leuchtet Heppo statt auf seinen Teller plötzlich unter den Tisch. Was er sieht, ist ein riesiger Skorpion, der mit aufgestelltem Stachel zwischen unseren beflipflopten Füßen hindurch wandert. Heppo ist der einzige von uns, der feste Schuhe anhat und fühlt sich nun geradezu bestätigt. Wir tun es ihm augenblicklich gleich.  Der Abend am Lagerfeuer vergeht nicht, ohne dass abwechselnd einer von uns immer wieder mal im Lichtschein nervös den Boden nach gefährlichen Tieren absucht.

Natürlich möchte auch ich Krokodile und Paviane sehen. Wir stellen uns den Wecker, und gemeinsam mit Heppo beobachten wir bei Sonnenaufgang die Affen, die von den Wasserlöchern zurückkehren. (Die Hamburger ziehen es an diesem Morgen vor, gründlich auszuschlafen.)

Morgenstund…

Als ich etwas später mit den beiden zu den Krokodilen gehe (Heppo bleibt dieses Mal mit Sidi zurück), habe ich leider nicht ganz so viel Glück wie die anderen am Tag zuvor. Die Krokodile dümpeln etwas träge in ihrem Teich und lassen nur ab und zu ein Auge oder ein Nasenloch sehen. Nur einmal hebt eines von ihnen seinen Kopf über das Wasser und lässt ein beeindruckendes Brüllen und Schnauben hören.

Klippschliefer

Dafür können wir einen lebensmüden Klippschliefer beobachten, der sich gefährlich nah am Ufer bewegt. Die Tiere mit dem eigentümlichen Namen sehen aus wie kaninchengroße Hamster; sie sind aber interessanterweise mit dem Elefanten verwandt. Diese Tatsache erklärt wahrscheinlich auch die maßlose Selbstüberschätzung der Kleinen, so dass sie auch in Schnappweite eines Krokodilmauls seelenruhig ihrem täglichen Geschäft nachgehen. „Ey Alter, ich bin mit dem Elefanten verwandt!“, scheinen sie zu sagen und fühlen sich damit weit stärker, als sie eigentlich sind. Ob sich die Krokos aber von dieser großspurigen Haltung beeindrucken lassen?  Der niedliche Klippschliefer kommt an diesem Tag jedenfalls ungeschoren davon…

Immer wieder nett: Die Esel

Esel und mauretanische Jungs