Eine Art Weihnachtsgeschichte

Noch schnell zum 2. Advent…

Schwarze, glänzende Steine

Bald werden wir die 400 Offroad-Kilometer durch die Wüste hinter uns haben. Auf dieser letzten Etappe ist die Landschaft noch einmal besonders bezaubernd mit ihren schwarzen und glänzenden Bergen. Alle meine Fotos sehen durch den Sand und Staub wie aquarelliert aus. Eine feine Unschärfe legt sich über alle Bilder, ein Weichzeichner. Hier sah es wohl auch schon vor 2000 Jahren genauso aus. Nicht einmal der sonst so allgegenwärtige Zivilisationsmüll nimmt uns die Illusion, in einem fernen Land vor unserer Zeit zu weilen: Es gibt ihn hier einfach nicht.

Exemplarischer Wüstenwanderer

Und dann sind da die Wüstenwanderer, meist alte, zähe Männer, die im Stechschritt durch die unwirtliche Landschaft ziehen. Wenn sie viel dabei haben, dann ist es eine kleine Flasche Wasser, nicht mehr. Kein unnötiges Gewicht belastet sie.

Zwei von ihnen stehen plötzlich neben der Piste und bedeuten uns anzuhalten. Sie sehen besonders kurios aus, etwa so, wie man sich die Weisen aus dem Morgenland vorstellt. Ihre blauen und grünen Bubus, die landestypischen Umhänge, wehen im Wind. Nur die Sonnenbrille des einen passt nicht recht ins Bild.

„Sucht ihr auch den Stern, der vom Himmel gefallen ist?“, fragt uns einer der beiden nun tatsächlich auf Französisch. Ich glaube, mich verhört zu habe, doch der Greis wiederholt seinen Satz. Irgendwie wundert mich in dieser biblischen Landschaft gar nichts mehr…

Fühle mich dummerweise der Wahrheit verpflichtet…

Nur dumm, dass ich mich aber stets zur Wahrheit verpflichtet fühle. Daher antworte ich, so wie es den Tatsachen entspricht, mit: „Nein, den suchen wir nicht!“. Ende der Unterhaltung.

Als wir schon längst weiterfahren und ich Heppo unseren kleinen Dialog übersetze, kassiere ich einen Riesenrüffel. „Wer weiß, was wir zu sehen bekommen hätten, wenn du mit „Ja!“ geantwortet hättest?“

Er hat ja Recht; ich könnte mich  ohrfeigen! Wer weiß, was uns die beiden gezeigt hätten? Einen jüngst auf die Erde niedergegangenen Meteoriten? Ein Raumschiff? Außerirdische? Vielleicht sogar das Jesuskind, den Messias 2.0., in einer Krippe aus Eisenbahnschwellen mitten in der mauretanischen Wüste? Ich halte an diesem Ort mittlerweile tatsächlich alles für möglich…

Verdammt, wir haben wohl die einmalige Chance verpasst, als die zwei (mit Sidi sogar drei) Weisen aus dem Abendland in die Geschichte einzugehen! Damit werde ich ab sofort wohl nun leben müssen…

Off topic, aber auch schön: Tursa oder Turscha nennen diese Pflanze die Wüstenbewohner, Calotropis die Botaniker.

Nachtrag: Da mich die Sache nicht loslässt, habe ich noch etwas recherchiert. Folgender Artikel erklärt es wohl. Offenbar verschlägt es immer wieder mal Meteoritensucher in Goldgräberstimmung nach Mauretanien: https://www.n-tv.de/panorama/Meteorit-bringt-mehr-als-600-000-Dollar-ein-article20680186.html Ja, wenn wir das gewusst hätten…