Es riecht so gut

Bericht aus der Elfenbeinküste (November 2019):


Off the beaten track

Über Bouarke fahren wir weiter in den Osten. Schnell wird uns klar, dass wir nun wirklich abseits der ausgetretenen Touristenpfade unterwegs sind. Statt auf einer Straße mit Teerbelag befinden wir uns nun auf einer  roten Sandpiste, und der Dschungel links und rechts davon wird immer dichter. Auch die Häuser der Dörfer, die sich im wuchernden Grün verstecken,  sind nun keine  Steinbauten mehr mit Stromanschluss, sondern einfache Lehmbauten ohne  Komfort.

Es riecht phantastisch in diesem Land. Ob diese hübsche Mimose der Ursprung ist? Dicrostachys cinerea

Ich stecke meinen Kopf aus dem Fenster, spüre den feuchtwarmen Fahrtwind, schlucke den Staub und sauge tief die exotischen Düfte ein. Dieses Land riecht so gut! Wenn ich ein Parfümeur wäre, so würde ich mich hier inspirieren lassen zu einer 80er-Jahre-Retro- Duschgellinie: „Exotic Dreams“ würde ich eine Kreation nennen, „Tropical Feelings“ eine andere und „Jungle Breeze“ eine dritte. Silhouetten von sich küssenden Paaren im Sonnenuntergang und große Blüten würden die Labels zieren.
Fast sind mir meine Fantasien etwas peinlich, aber ich schwöre euch: Spätestens, wenn ihr einmal an meinen flüssigen Seifen geschnuppert hättet, dann wärt ihr diesen für den Rest eures Lebens verfallen.

Exotische Blüten

Während ich in Gedanken meiner unausgelebten Karriere als Dufterfinder nachhänge,  ist es spät geworden. In den Tropen wird es stets pünktlich gegen 18 Uhr dunkel. So suchen wir uns gerne oft schon gegen 16 Uhr einen Platz für die Nacht. Diesmal fällt die Wahl auf den Ort Sabarybougou. Der Dorfchef Abou gibt sein Okay. Er ist ein kluger Mann, der seine Jugend als Matrose in Marseille verbrachte. Leider hat er selbst nicht viel Zeit für uns, und so ist es Fofana Sima, der uns durch das kleine Dorf führt. Klein sieht die Häuseransammlung allerdings nur direkt von der Straße aus. Von dort aus gehen wir auf verschlungenen Pfaden immer weiter,  von Haus zu Haus. Vor den winzigen, oftmals im Viereck angeordneten Bauten kochen die Frauen auf offenen Feuerstellen oder arbeiten in ihren Gärtchen. Dazwischen spielen Kinder unter Schatten spendenden Mangobäumen,  Hühner und Ziegen laufen frei herum.  Einfach ist das Leben hier, aber es wirkt auch sehr idyllisch auf uns. „Wie viele Menschen leben hier?“, möchte ich wissen. „Ein paar tausend sind es schon.“, antwortet Fofana zu unserer Überraschung.

Schulweg

Mittlerweile folgt uns eine Schar von etwa 20 bis 30 Kindern, vor allem Jungs. Auch als wir unsere Tour durch den Ort längst beendet haben, stehen sie noch lange vor unserem LKW. Sie singen uns französische Kinderlieder à la „Frere Jacque“ und „À la volette“ vor. Wir finden, dafür haben sie sich einen Ball verdient. Die Freude ist groß!