Bei den Malern und Schmieden

Bericht aus der Elfenbeinküste von November 2019:


Musiktipp aus der Elfenbeinküste: Eine Retronummer von Luckson Padaud: Telephone

Unser Guide Petit Solo führt uns in das Dorf der Schmiede

Mit Petit Solo sollte es heute Vormittag ins Dorf der Schmiede gehen. Aber heute ist Baptistenfeiertag, bei dem gefeiert wird, dass Jesus der Schöpfer der Welt ist. So sind wir schließlich bis Mittag im Innenhof der kirchlichen Gemeinde “gefangen”. Na ja, der Ausdruck ist vielleicht etwas übertrieben, aber wir können nicht wegfahren. Da der Gottesdienst, wie fast alles in Afrika, draußen stattfindet, wollen wir aus Respekt die mehrstündige Zeremonie (von 7 Uhr bis 12 Uhr) nicht stören. (Unser LKW ist laut und stößt schwarze Rauchwolken aus!)

Auf diese Weise erhalten wir aber etwas Einblick in das religiöse Leben dieser Gemeinde. Es ist bestimmt nicht übertrieben, wenn ich schreibe, dass hier 300 bis 400 Personen zusammengekommen sind. Alle sind sehr gut gekleidet. Viele Familien posieren stolz im Partnerlook. Absurd hingegen wirkt auf uns der Gottesdienst: Dieser ist eine seltsame Mischung aus einer Prozession mit Marschmusik, christlichen Gesängen (wie wir sie kennen) und afrikanischen Trommelsessions.

Endlich ist der Gottesdienst zu Ende, und wir fahren los. Auf dem Weg zu den Schmieden machen wir einen kurzen Halt bei den Malern. Auf grob gewebten Stoffbahnen werden dort mit dicken, schwarzen Outlines Masken und Tiere gezeichnet und dann bunt ausgemalt. Das hat fast etwas Comicartiges. Auch die vor allem in den USA berühmten „mud cloths“ werden hier angefertigt. Die „Bogolan“ oder „Bògòlanfini“ stammen eigentlich aus Mali. Dabei handelt es sich um Textilien, die mit fermentiertem Schlamm (mud) gefärbt und bemalt werden. Ursprünglich waren diese eher sackartigen Überwürfe eine Tarnkleidung der Jäger, aber auch Statussymbol und Schutz vor bösem Zauber. Heute werden die Bogolan vor allem für Touristen hergestellt.

Das Eisen wird ausgewaschen

Das Dorf der Schmiede hat vor allem Museumscharakter. Als wir ankommen, liegen vier gelangweilte Männer im Schatten eines großen Baumes. Der jüngste von ihnen ist für uns zuständig: „Eine sehr alte Technik wird hier angewendet!“, sagt er. „Seit 500 vor Christus gewinnen und verarbeiten wir Eisen auf die gleiche Weise!“
Eisenhaltiger Sand wird abgebaut. Dieser wird erst gewaschen und gesiebt. Da Eisen schwerer als Sand ist, sinkt das Metall nach unten. Mit Wasser werden dann sogenannte Eisenbuletten geformt. Man erhitzt sie in einem Ofen und bringt das Material zum Schmelzen. Die eisenhaltige Flüssigkeit fließt über ein Rohr ab und erkaltet zu einem Klumpen. Der enthält aber noch immer Holzkohle. Deshalb wird dieser nach und nach pulverisiert. Der Staub wird in die Luft geworfen, dadurch trennt sich der leichte Kohlenstaub vom schweren Eisen. Erst danach erhält man Eisen, das geschmiedet und weiter verarbeitet werden kann. Unser Führer führt uns dann noch den selbstgebauten Blasebalg vor, und wir dürfen selbst mal ran. Echte Schwerstarbeit ist das.

Der eisenhaltige Sand wird erhitzt

Nach der Führung möchte ich gerne noch etwas mehr über die Schmiede erfahren. Doch die Männer sind skeptisch und antworten nur zögerlich. Besonders der Älteste von ihnen, der auf einem Auge blind zu sein scheint, ist zurückhaltend. Doch als auch wir etwas von den Handwerkstraditionen und dem Zunftwesen in Deutschland erzählen, taut er doch noch etwas auf und wird gesprächiger. Er erzählt, dass nur innerhalb der „Kasten“ geheiratet werden darf, allerdings gibt es verbündete Handwerksberufe. So können zum Beispiel Schmiede durchaus „Alliances“ (so nennt er es) mit Bildhauern eingehen.

Mich interessiert vor allem noch, ob es stimmt, dass Schmiede magische Fähigkeiten besitzen. Der Alte antwortet ausweichend: „Jeder Mensch hat besondere Fähigkeiten!“ Doch dann wird er konkreter und erzählt, dass die Dorfbewohner bei Problemen schon gerne gerade den Schmied aufsuchen, um diesen um Rat zu fragen.Zum Abschied gibt er uns noch Folgendes mit auf den Weg: „Verschenke nie ein Messer, denn das zerschneidet die Freundschaft!“

Vorherigen Bericht lesen: Bei den Webern

Schmiedearbeiten werden erst durch den selbstgebauten Blasebalg möglich