Ab in die Wüste

Musiktipp: Gnawa Diffusion

Diesiges Wetter dank des Kanarenstroms

Das Wetter an der Küste ist schon seit Tagen sehr diesig, neblig und eher feucht. Die Temperaturen sind dafür sehr angenehm, wohl kaum mehr als 28 Grad. Verantwortlich für dieses Phänomen ist der kalte Kanarenstrom, der um diese Jahreszeit für dieses spezielle Wetter sorgt.

Ich finde den Nebel eigentlich sehr schön.

Auch wenn es uns gerade gut gefällt und Heppo großen Spaß am Surfen hat, so haben wir doch das Gefühl, etwas Strecke in Richtung Süden und West-Sahara machen zu müssen. Wir biegen also ab in Richtung Guelmim ins Landesinnere; dort wollen wir unsere Trinkwasservorräte auffüllen und – wenn möglich – einen Tierarzt finden, der für Sidi ein Gesundheitszeugnis für den bevorstehenden Grenzübertritt nach Mauretanien ausstellt.

Freundliches Haus auf dem Weg nach Guelmim.

Je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto mehr lichtet sich der Nebel. Bald wird es heiß, unerträglich heiß. Leider haben wir kein Thermometer an Board, aber wir schätzen, dass es weit über 40 Grad Celsius haben muss. Wir sind total ausgedörrt, als wir in Guelmim ankommen. Ich habe einen krebsroten Kopf;  der Schweiß läuft mir in Strömen über den ganzen Körper. Er tropft mir von der Stirn, verfängt sich in meinen Wimpern und brennt mir in die Augen. Auch der arme Sidi kommt gar nicht mehr aus dem Hecheln heraus und weiß gar nicht, wohin er sich flüchten soll.

Der dubiose Wasserhahn von Guelmim mit bestem Trinkwasser.

Zum Glück gibt es noch immer den etwas dubios wirkenden Wasserhahn, der am Rande von Guelmim einfach aus einer rostroten Mauer ragt. Die halbe Stadt scheint dort Wasser zu holen. Grundsätzlich ist das ein gutes Zeichen, aber so dauert es eine Weile,  bis wir 11 Kanister a 10 Liter komplett aufgefüllt haben. Das Warten lohnt sich jedoch;  das Wasser hat wirklich gute Qualität und schmeckt weder nach Salz noch nach Chlor. Unser Ehrgeiz ist es nach wie vor, so wenig Wasser wie möglich zu kaufen, denn der anfallende  Berg an Plastikmüll wäre enorm. Und Wasser zu kaufen ist auf Dauer auch gar nicht billig: 5 Liter kosten etwa 11 Dirham, also einen Euro. Wir versuchen daher, unseren Wasserbedarf aus Quellen und Brunnen zu decken. Um Erkrankungen vorzubeugen, filtern wir aber konsequent jeden Tropfen. Auch wenn es uns gerade sehr schwerfällt, so beherrschen wir unseren Durst und pumpen erst das Wasser durch den Katadyn, bevor wir es trinken. An diesem Tag ist es jedenfalls so heiß, dass jeder von uns sage und schreibe 10 Liter trinken wird.

Die Wüste zeigt Zähne: Heiß ist es und staubig!

Vom Tierarzt habe ich leider nur eine ungefähre Adresse, aber nach etwas Suchen stehen wir vor der Praxis., die leider geschlossen hat. Es ist  verdammt heiß, und kein Schatten weit und breit. Glatter Selbstmord wäre es jedenfalls, im LKW auf den Veterinär zu warten. Wir beschließen daher, weiterzufahren und den Tierarztbesuch  erst in der Westsahara zu erledigen.

Plötzlich eine Windhose

Hinter Guelmim zeigt uns die Wüste, wozu sie neben dieser wahnsinnigen Hitze außerdem noch fähig ist: Sand steht plötzlich vor uns in der flirrenden Luft und formt geisterhafte Schattengebilde. Sandhosen tänzeln erst auf uns zu, um dann vor meiner Kamera zu fliehen. Fast scheint es, als würden  sich diese wirbelnden, kleinen Derwische einen Spaß daraus machen. Immer, wenn ich das Phänomen gerade festhalten möchte, verschwindet der Wirbelsturm, ganz so, als ob gar nichts gewesen wäre. Wie tausend kleine Schlangenwesen huscht der gelbe Sand nun über den schwarz glänzenden und spiegelnden Asphalt. Die Wüste scheint ein Eigenleben zu führen. Es ist, als ob sie uns eine Warnung schicken würde: „Nehmt Euch in Acht, ihr Bleichgesichter! Unterschätzt mich bloß nicht. Ihr habt es nämlich nun mit mir zu tun, der schrecklichen Sahara!“ Wir haben verstanden und plötzlich mächtig Respekt vor dieser großen Wüste, an deren Anfang wir uns erst befinden.

In der Luft stehende Sandwolke. Ich wusste vorher gar nicht, dass es so etwas gibt.

Und dann finden wir noch einen schönen Übernachtungsplatz.